Klares Wasser
Trinkwasser ist immer noch das wichtigste Lebensmittel für uns alle. Es ist Nahrung. Und was haben wir schon als kleine Kinder gelernt? Damit spielt man nicht! So ist es ganz verständlich, dass viele mehr als nur Unbehagen verspüren, wenn sie mit bestem Trinkwasser die Toilette spülen. Unabhängig von jeder Statistik.
Spätestens der Blick auf die letzte Abrechnung für Wasser und Abwasser mag den Wunsch, hier zu sparen zu einem festen Entschluss werden lassen. Was aus der Leitung fließt, ist mittlerweile wirklich ein kostbares Nass! Warum also das teure Wasser nicht gleich zweimal benutzen? Das ist möglich. Rund 129 Liter Trinkwasser verbraucht jeder Bundesbürger pro Tag.
Nur für wenige Anwendungen braucht man wirklich Trinkwasserqualität, etwa bei der Zubereitung von Speisen und Getränken. Aber auch zum Duschen und Baden, und das ist mit etwa 50 Litern pro Tag und Kopf der dickste Posten. Doch sollten Sie jetzt nicht Ihre Körperhygiene auf das Maß vergangener Jahrhunderte zurückschrauben! Gerade hier liegt ein ganz anderes Einsparpotenzial: Das Abwasser, das in Dusche, Bad und Waschbecken anfällt – sogenanntes Grauwasser – gilt als nur leicht verschmutzt. Es kann daheim wieder aufbereitet und genutzt werden.
Großes Sparpotenzial
In den meisten Haushalten fällt so viel leicht verschmutztes Abwasser an, um – wieder aufbereitet – den Bedarf dort zu decken, wo keine Trinkwasserqualität erforderlich ist. Nur die Waschmaschine ist schwer ins Kalkül zu ziehen. Die meisten Hersteller von Aufbereitungsanlagen garantieren, dass das so gewonnene Brauchwasser ohne Bedenken zum Wäschewaschen verwendet werden kann. Doch gibt es auch Fachleute, die, zumindest wenn es um Säuglinge, alte oder besonders sensible Menschen geht, zur Vorsicht mahnen. Allergische Reaktionen wollen sie nicht ganz ausschließen. Doch auch, wenn man diesen Posten streicht, bleibt eine beachtenswerte Rechnung: Was beim Duschen und Baden anfällt, reicht für die Toilettenspülung, Gartenbewässerung und zum Putzen. Fazit: 38% des Wasserverbrauchs können auf diese Weise eingespart werden. Für eine vierköpfige Familie macht das im Jahr etwa 72 Kubikmeter aus.
Wie viel das in barer Münze ist, hängt natürlich von den jeweiligen Wasserpreisen ab. Und die sind von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich. Geht man von einem Kubikmeterpreis von 2,50 Euro aus, dann zeigt der Taschenrechner auf dem Display 180 Euro. Ein beachtliches Mehr, das man jedes Jahr in der Haushaltskasse hat. Doch halt! Natürlich muss man vorher auch etwas investieren. Zunächst in eine Grauwasserrecycling-Anlage. Also eine Minikläranlage, in der das Abwasser durch Filter, Mikroorganismen und UV-Strahlung gereinigt und keimfrei gemacht wird. Und dann benötigt man noch ein zusätzliches Leitungssystem im Haus. Denn das aufbereitete Wasser darf nicht mit dem Trinkwasser zusammenkommen. Kompaktanlagen für Einfamilienhäuser kosten, einschließlich der nötigen Leitungen, etwa 6.000 Euro. Der ganze Aufwand, auch der finanzielle, verringert sich ein wenig, wenn man gleich beim Neubau oder einer umfassenden Sanierung die Anlage mit einplant. Ist das häusliche „Klärwerk“ samt dazugehörigem Leitungsnetz eingebaut, kommen noch etwa 100 Euro für Strom und Wartung jährlich hinzu.
Die Kosten der Ersparnis
Man kann nun den Taschenrechner getrost ausschalten. Denn auch über den Daumen gepeilt wird klar, dass sich so eine Anlage nur sehr langfristig amortisiert. Jedenfalls für eine durchschnittliche Familie. Man sollte die Sache jedoch nicht gleich fallen lassen. Solche kompakten Recyclinggeräte stellen täglich bis zu 600 Liter Brauchwasser zur Verfügung. Also ausreichend für zwölf Personen oder drei vierköpfige Familien. Wer sich mit seinen Nachbarn gut versteht – grün und nachhaltig denken schweißt ja zusammen – kann ohne technische Probleme drei Häuser an eine Aufbereitungsanlage anschließen. Die Rechnung sieht dann wesentlich besser aus. Jetzt lassen sich zusammen jährlich 220 Kubikmeter Wasser oder rund 550 Euro sparen. Bei gleichen Kosten für Anschaffung, Strom und Wartung.
Nun traut man sich auch wieder, die Zahlen einzutippen. Das Ergebnis: Nach einer Betriebszeit von etwa zehn Jahren hat man die Investition wieder reingeholt. Gleichbleibende Preise beim Wasser vorausgesetzt. Ist das Wasser teurer, rentiert sich das ganze sogar schneller. Den gleichen Effekt hat auch die Anzahl der Nutzer. Je mehr Menschen im Haushalt leben, desto wirtschaftlicher wird das Projekt. Letztlich hängt die Größe des Einsparpotenzials auch von dem individuellen Verbrauch ab. Wer beispielsweise viel duscht, aus welchen Gründen auch immer, der spart ebenfalls ordentlich. Wer gewohnt ist, rein ökonomisch zu denken, wird natürlich immer noch nicht überzeugt sein. Für ihn ist die Sache nicht rentabel. Ökologische Naturen mögen darin jedoch die Rechnerei einer Krämerseele erblicken. Sicher ist es wichtiger, unsere natürlichen Ressourcen zu schonen. Und das ist kein Text auf einer Gebetsmühle.
Niedriger WasserspiegelTatsächlich sinkt hierzulande der Grundwasserspiegel merklich. Schuld daran ist die zunehmende Überbauung großer Flächen. Immer weniger Regen kann in den Boden versickern und die natürlichen Quellen wieder auffüllen. Und die zentrale Aufbereitung der Abwässer wird immer energieintensiver, wodurch noch mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt. Wer Wasser spart, tut folglich Gutes! Und er darf ein gutes Gefühl haben. Das ist wichtig. Denn zusammen mit der Freude an der niedrigeren Abrechnung seines Wasserversorgers ist dies der einzige Lohn, der ihn erwartet. Förderung ist selten, eine finanzielle Unterstützung vom Staat gibt es praktisch nicht. Nur die Hansestadt Hamburg hat Privatpersonen für die Anschaffung einer Wasseraufbereitungsanlage eine Pauschale von 1.500 Euro gezahlt und wollte damit Vorreiter der anderen Bundesländer sein. Doch eine größere Gefolgschaft blieb aus. Mittlerweile ist der Zuschuss gestrichen worden. Nach Auskunft der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt war die Nachfrage bei den Bürgern zu gering – wahrscheinlich bedingt durch die „zu moderaten Preiserhöhungen“ der vergangenen Jahre.
Doch sollte niemand gleich verzagen; unbedingt auf kommunaler Ebene einmal nachfragen, ob es Hilfe oder Entgegenkommen in irgendeiner Form gibt. Möglicherweise bekommt man eine ermäßigte Grundgebühr für sein Abwasser. Dies ist bei einer Regenwassersammelanlage durchaus üblich. Ein weiterer Tipp ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Sie kann derartige Projekte mit zinsgünstigen Darlehen fördern. Dass angesichts der miserablen Finanzlage bei Bund und Ländern Fördermittel knapp werden, mag so mancher nachvollziehen können. Und wer Wasser sparen will, findet auch Alternativen mit weniger hohen Investitionskosten. Moderne Duschbrausen und WC-Spülkästen können den Verbrauch sehr schnell merklich senken. Für eine Toilettenspülung werden dann beispielsweise nur noch vier statt neun Liter benötigt. Dazu dann noch die altbewährte Regentonne zur Gartenbewässerung und mit einer geringen Zahl von Euros und Handgriffen hat jeder Verantwortung für unsere Umwelt und unsere natürlichen Ressourcen übernommen. Ganz ohne Hilfe von Vater Staat.
Doch außer Acht lassen sollte man ihn nicht. Denn das Thema wäre nur unvollständig abgehandelt ohne ein bestimmtes Problem wenigstens anzureißen. Dazu schauen wir einmal nach Berlin. Dort ist der Preis für Wasser mit am höchsten. Für viele völlig überzogen. Kritik an der Preispolitik Den Versorgern wurde vorgeworfen, unzulässige Preisabsprachen getroffen zu haben, um Profit zu machen, gedeckt von der Politik. Auch wenn das nicht stimmt, ein ungutes Gefühl bleibt. Was aber wirklich aufhorchen lässt, ist die Argumentation der Versorger. Die rechtfertigten die hohen Preise nämlich unter anderem mit dem niedrigen Wasserverbrauch der Berliner. Wie müssen wir das nun verstehen? Wenn wir Bürgerinnen und Bürger aus ökologischem Verantwortungsbewusstsein heraus Wasser sparen, dann wird es teurer! Das kann nicht Sinn der Sache sein.
Damit wird auch jede Rechnung über Anschaffungskosten und Amortisierung zu einer des sprichwörtlichen Milchmädchens. Es ist zwar richtig, dass bei steigenden Wasserpreisen jeder eingesparte Liter auch mehr Geld einbringt. Wenn aber diese Preissteigerung erst durch das Einsparen selbst verursacht wird, dann wird es unsinnig. Und: Auch wenn man seinen Verbrauch überall wo möglich durch aufbereitetes Regen- oder Grauwasser deckt, kommt man nicht ohne zugekauftes Trinkwasser aus. Dafür muss man allerdings tiefer in die Tasche greifen. Damit soll aber niemandem die Sache verleidet werden.
Geld ist nicht alles
Im Gegenteil. Der sparsame Umgang mit unserem „Lebensmittel Nummer 1“ ist unbedingt sinnvoll. Ob man dafür neue Brauseköpfe und Spülkästen einbaut, Regenwasser sammelt oder aber das häusliche Abwasser recycelt – es ist eine persönliche Entscheidung, die von vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Ein allein gültiges Patentrezept gibt es nicht. Doch wie man sieht, ist es mit dem Druck auf die Spülstopptaste nicht getan. Auch unsere Politiker benötigen Druck. Gerade die Ereignisse in den letzten Monaten haben erfreulicherweise gezeigt, dass wir alle etwas bewegen können.
Diesen Artikel verfasste Andreas Klose für das greenhome Magazin.