Pellets mit Potenzial

Wie ökologisch  sind Holzpellets wirklich? Wie sieht es mit der CO2-Bilanz aus? Was ist mit Pellets aus Deutschland, schaden sie dem Waldbestand?

Fragen an Martin Bentele, Diplom-Forstwirt und Geschäftsführer des Deutschen Pelletinstituts (DEPI).

greenhome: Herr Bentele, Pellets sind als regenerativer Energieträger zunehmend ein interessantes Thema für Bauherren wie auch für Sanierer. Wem wür­den Sie speziell einen Umstieg auf diese moderne Technologie empfehlen?
Martin Bentele: Prinzipiell allen, die ihr Zuhause mit einem heimischen, CO₂-neutralen Rohstoff auf klimaschonende Weise heizen und dabei auch noch Geld sparen wollen. Pelletheizungen sind ideal für ein stimmiges Energiekonzept, auf das heute kein Bauherr mehr verzichten sollte. Für den Neubau fordert zum Beispiel das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz bereits verpflichtend einen erneuerbaren Anteil der Wärmeversorgung ein. Mit einer modernen Pelletheizung wird dieser vom Gesetzgeber geforderte Betrag zu 100 Prozent abgedeckt.

greenhome: Gibt es besondere Anforderungen an ein Sanierungsobjekt, damit sich der Einbau einer Pelletheizung lohnt?
Bentele: Überhaupt nicht, denn eine Pelletheizung inklusive Brennstofflager benötigt nicht mehr Platz zur Aufstellung als die alte Ölheizung. Im Sanierungsfall ist ein großer Vorteil  zudem, dass sie genauso hohe Vorlauftemperaturen liefert wie eine fossile Heizanlage. Von daher muss beim Einbau einer Pelletheizung im Gegensatz zur Umrüstung auf eine Wärmepumpe nicht gleich zwingend auf Niedertemperatur-Heizkörper oder eine Fußbodenheizung umgestellt werden. Das ist ein ganz entscheidender Faktor, denn beim Heizungsaustausch ist nicht immer das Budget vorhanden, um das komplette Wärmeverteilersystem im Haus mit auszutauschen.

greenhome: Der Pelletpreis ist über die letzten Jahre hinweg auf einem sehr stabilen Niveau geblieben. Worin liegen die Gründe für diese Preisstruktur?
Bentele: Deutschland hat in Mitteleuropa die höchsten Holzvorräte und auch die meisten Sägewerke. Dort fallen die Ausgangsstoffe für Pellets – Sägespäne und Hackschnitzel – in riesigen Mengen an und das ist der Grund dafür, dass wir europaweit die meisten Pellets produzieren. Pelletproduzenten und -Händler sind regionale, mittelständisch geprägte Unternehmen. Deshalb bleibt der Pelletpreis berechenbar und stabil. In der Praxis bedeutet das aktuell Preise, die rund 45 Prozent günstiger sind als Heizöl.

greenhome: Nun werden allerdings Pelletheizungen immer beliebter, im letzten Jahr existierten im Bundesgebiet bereits 155.000 gegenüber nur 13.000 im Jahre 2002. Ist das nicht unter Umständen gefährlich für den Wald und wo liegen hier die Nutzungsgrenzen?
Bentele: Es gibt grundsätzlich noch ein riesiges Steigerungspotenzial für Pelletheizungen. In Deutschland werden Pellets fast ausschließlich aus Koppelprodukten aus dem Sägewerk hergestellt, also den Sägespänen, die beim Einschnitt von Holz sowieso anfallen. Das ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich: Denn Sägespäne waren vor 20 Jahren noch Abfall, der quasi entsorgt werden musste. Heute wird daraus ein effizienter Energieträger hergestellt. Doch nicht nur deshalb besteht für den deutschen Wald aus dieser Richtung keine Gefahr: In Deutschland wurde die nachhaltige Forstwirtschaft vor 300 Jahren bereits definiert und ist seit langem gesetzlich vorgeschrieben. Fachleute aus der ganzen Welt kommen zu uns, um sich das Wirtschaftsprinzip erklären zu lassen. Nachhaltige Forstwirtschaft ist also durchaus ein echtes Erfolgsmodell Made in Germany.

greenhome: Ein Kritikpunkt an der Pelletheizung, der immer wieder aufkommt, besteht in einer möglicherweise erhöhten Feinstaubbelastung. Durch welche Maßnahmen wirken die Hersteller solchen Emissionen entgegen und gibt es Punkte, die der Verbraucher in diesem Zusammenhang beachten sollte?
Bentele: Zunächst einmal haben Pelletfeuerungen ein hervorragendes Emissionsverhalten. Denn das Holz in Pelletform ist homogen, trocken und zertifiziert. Darüber hinaus wird die Verbrennung automatisch gesteuert, was Anwendungsfehlern durch den Bewohner vorbeugt. Feinstaub wird nämlich neben feuchtem Brennholz vor allem durch eine falsche Bedienung der Feuerung erzeugt. Deshalb halten moderne Pelletheizungen nicht nur die aktuelle Stufe der Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen (1. BImSchV) ein, sondern in der Regel auch schon die wesentlich strengere, ab 2015 geltende zweite Stufe.

greenhome: Worauf sollte man bei der Anschaffung einer Pelletheizung grundsätzlich achten?
Bentele: Am besten lässt man sich von einem qualifizierten Heizungsbauer beraten, der das Siegel „Fachbetrieb Pellets und Biomasse“ tragen darf. Diese Fachbetriebe haben sich im Zuge einer Schulung ganz gezielt Spezialkenntnisse zu Planung, Einbau und Wartung von Pellet- und Biomasseheizungen angeeignet. Überdies müssen sie alle drei Jahre an einem Auffrischungsseminar teilnehmen, um das Siegel weiter führen zu dürfen. Das garantiert Fachkenntnisse auf stets dem neuesten Stand. Diese geprüften Installationsbetriebe findet man einfach unter www.pelletfachbetrieb.de sortiert nach Postleitzahlen. Beim Pelletkauf sollte man auf das ENplus-Siegel achten. Es bedeutet neben qualitativ hervorragenden Pellets, das auch der Brennstoffhändler hohe Anforderungen entsprechen muss.

Foto: DEPI

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