Experten-Interview: Wärmepumpe richtig einsetzen

1_Themenfoto_ExpertentelefoEnergiesparen und Klimaschutz sind heute erste Bürgerpflicht. Unsicherheit herrscht bei vielen Bauherren und Sanierern, welche Techniken am günstigsten für Heizung und Warmwasser sind. Mit rund 80 Prozent Energiebedarf sind die Bürger die größten Verbraucher im privaten Haushalt. Dipl.-Ing. Karl-Heinz Stawiarski, Geschäftsführer im Bundesverband Wärmepumpe e.V., gibt im Interview Tipps zum Einsatz der Wärmepumpentechnik und worauf bei der Planung zu achten ist.

Für wen ist der Einsatz einer Wärmepumpe eigentlich interessant?
Karl-Heinz Stawiarski: Im Prinzip für jeden, der neu baut oder eine Heizungserneuerung in einem älteren Haus plant. Im Neubau plant man heute in der Regel Flächenheizsysteme, die mit niedrigen Vorlauftemperaturen besonders effizient arbeiten. Diese sind ideal für das Zusammenspiel mit einer Wärmepumpe. Doch auch im Altbau arbeitet die Pumpentechnik effizient, wenn Vorlauftemperaturen bis 50 oder 55 Grad ausreichen. In manchen Fällen kann der Austausch der Heizkörper sinnvoll sein, auch eine gute Dämmung der Gebäudehülle kann die nötigen Vorlauftemperaturen senken. Hier ist auf jeden Fall die Beratung eines Fachmanns, z.B. eines Energieberaters, sinnvoll.

Ist diese Technik denn schon ausgereift? – Schließlich ist es noch eine relativ junge Heiztechnologie.
Karl-Heinz Stawiarski: Lord Kelvin konnte schon 1852 nachweisen, dass die 1834 erfundenen Kältemaschinen auch zum Heizen eingesetzt werden können, und schon damals gelang ihm der Beweis, dass zum Heizen mittels Wärmepumpe weniger Primärenergie nötig ist als zum direkten Heizen. Und 1945 ging in den USA die erste erdgekoppelte Wärmepumpe in Betrieb. Von einer jungen Technik kann man also wirklich nicht sprechen.

Die Wärmepumpe arbeitet mit der „veredelten“ Energie Strom, die bei der CO2-Bewertung eines Hauses mit dem „Straf-Faktor“ 2,7 multipliziert wird, da zu ihrer Erzeugung relativ viel Energie beispielsweise aus Erdöl oder Kohle eingesetzt wird. Sogar Öl und Gas schneiden mit einem Faktor von 1,1 auf den ersten Blick besser ab.
Karl-Heinz Stawiarski: Die Wärmepumpe macht vor allem die brach liegende Umweltwärme nutzbar. Je nach Wirkungsgrad gewinnt sie bis zu drei Mal mehr Energie aus der Umwelt als sie für den Pumpenantrieb aus dem Stromnetz verbraucht. Damit schneidet die Wärmepumpe gegenüber einem Brenner mit Öl oder Gas günstiger ab, selbst wenn der Strom nur aus Öl, Gas oder Kohle gewonnen würde, und belastet das Klima mit deutlich weniger CO2-Ausstoß. Tatsächlich wird immer mehr Strom aus Solar- und Windenergie gewonnen. Je höher dieser Anteil steigen wird, desto überlegener wird die Wärmepumpe anderen Heiztechniken in punkto Klimaschutz.

Erde, Wasser oder Luft als Wärmequelle: welche Technik ist am sinnvollsten?

Karl-Heinz Stawiarski: Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Eine Grundwasser-Wärmepumpe etwa liefert auf Grund der stabilen Wassertemperatur sehr gute Ergebnisse – allerdings muss auch tatsächlich Grundwasser in erreichbarer Tiefe zur Verfügung stehen, und in manchen Regionen sind Genehmigungen einzuholen. Flächenkollektoren im Erdreich sind sinnvoll, wenn der Garten noch nicht angelegt ist. Senkrecht eingebrachte Erdkollektoren sind ebenfalls günstig, da tiefere Bodenschichten gleichmäßige Temperaturen besitzen. Zudem haben sie nur einen geringen Flächenbedarf. Die Bohrung selbst ist aber recht aufwendig und von der Geologie des Untergrunds abhängig. Die preiswerteste Lösung sind Luft-Wärmepumpen, die keinerlei Bohrungs- oder Verlegearbeiten erfordern. Ihre Effizienz ist an kalten Tagen allerdings etwas niedriger als die der anderen Techniken.

Muss ich mein vorhandenes Heizsystem komplett ausbauen, wenn ich auf Wärmepumpe umsatteln will?
Karl-Heinz Stawiarski: Nein. Man unterscheidet den so genannten „monovalenten“ und den „bivalenten“ Betrieb. Im ersten Fall ist die Wärmepumpe der alleinige Wärmeerzeuger für Heizung und Warmwasser. Im zweiten Fall wird die Wärmepumpe mit einem anderen Heizsystem gekoppelt – sie übernimmt den Löwenanteil der Wärmeerzeugung, und nur in Zeiten eines sehr hohen Wärmebedarfs schaltet sich zum Beispiel ein konventioneller Öl- oder Gasbrenner dazu.

Erfunden wurde die Technik ja ganz am Anfang als Kühltechnik. Kann eine Wärmepumpe denn auch eine Klimaanlage im Sommer ersetzen?

Karl-Heinz Stawiarski: Das ist sogar einer ihrer großen Vorteile. Besonders die „stille Kühlung“ nutzt die im Sommer gegenüber der Luft relativ kalte Wärmequelle Wasser oder Erde, um die Heizkreisläufe abzukühlen und damit die Räume zu klimatisieren. Bei der Nutzung von Erdwärme kann sich sogar die Effizienz im Winter leicht erhöhen, da bei der Kühlung Wärme aus dem Haus abgeführt und im Boden „gespeichert“ wird. Bei der Anschaffung sollte man darauf achten, dass die Option „Kühlen“ bereits vorgesehen ist.

Gibt es spezielle Angebote für „Wärmepumpenstrom“, die günstiger als die normalen Haushaltstarife sind?
Karl-Heinz Stawiarski: Bei einigen Anbietern gibt es solche Angebote. Einen Pflichttarif, der bis 2007 vorgeschrieben war, gibt es aber nicht mehr. Einige Anbieter offerieren Tarife, bei denen in Spitzenzeiten die Abschaltung der Wärmepumpe vorgesehen ist. Wo es keine speziellen Angebote gibt, können aber unter Umständen durch die Zusammenlegung von Wärmepumpen- und Haushaltsstrom die Konditionen verhandelt werden.

Seit 2009 müssen Neubauten ihren Wärmebedarf zumindest anteilig aus erneuerbaren Energien decken. Genügt die Wärmepumpe den Anforderungen?
Karl-Heinz Stawiarski: Effizient geplante Wärmepumpen erfüllen die Anforderungen ohne weiteres. Laut dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) müssen Anlagen mit Geothermie oder Umweltwärme, also in der Regel Wärmepumpen, mindestens 50 Prozent des Wärmeenergiebedarfs decken. Diesen Wert übertreffen selbst richtig dimensionierte Luftwärmepumpen spielend.

Auch in der Wirtschafts- und Finanzkrise steht der Klimaschutz weiterhin auf der Tagesordnung der Bundesregierung. Wie profitieren Bauherren und Sanierer davon?
Karl-Heinz Stawiarski: Mit verschiedenen Förderprogrammen unterstützen Staat, Länder und Gemeinden den Einsatz der erneuerbaren Energien im Neu- und Altbau. Bis zu 20 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche gibt es beispielsweise im Rahmen des Marktanreizprogramms Erneuerbare Energien. Mehr Infos zu den Förderungen finden Interessierte unter www.waermepumpe.de.

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