Asbest runter – Neue Dachziegel und Solarelemente rauf
Immer mehr Hausbesitzer tragen sich mit dem Gedanken, ihre Heizung und Warmwasserversorgung über Solar- bzw. Photovoltaikanlagen abzudecken. Die zunehmende Akzeptanz und Nutzung regenerativer Energieträger auch auf die attraktiven Fördermöglichkeiten des Bundes zurückzuführen.
Solaranlagen werden vorzugsweise auf Dächern montiert, da hier die größte Energieausbeute garantiert ist. Mit der Installation einer Solaranlage sind somit häufig auch gravierende Veränderungen der Dacheindeckung verbunden, eine Sanierung wird von vielen Bauherren gleich in einem Arbeitsgang durchgeführt, zumal Anschlüsse und Kabel für die neue Solaranlage gleich witterungsgeschützt verlegt werden können.
Eine komplette Dacherneuerung wird jedoch dann zwingend notwendig, wenn die alte Dachbedeckung Asbest verseucht ist, denn die Montage von Solaranlagen auf alten Asbestzementdächern ist grundsätzlich verboten. Ziel dieser Regelungen ist es, die Bearbeitung von Asbestzementdächern, bei der gefährliche Asbestfasern freigesetzt werden können, zu verhindern und die Entfernung des asbesthaltigen Materials aus der Umwelt zu erreichen. Obwohl die Gesetzeslage eindeutig ist und bei Hauseigentümern und insbesondere Bauhandwerkern bekannt sein sollte, werden Solaranlagen immer häufiger illegal auf alten Asbestzementdächern montiert. Doch Achtung: Verstöße können mit einem erheblichen Bußgeld belegt werden.
Ob eine Bedachung aus Asbestzement besteht, lässt sich anhand des Herstellungsdatums des Daches, einer Anfrage bei der Herstellerfirma oder mit einer Materialprobe klären. Wie der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V. in Bonn, dem auch fast alle namhaften Hersteller von Dachziegeln angeschlossen sind, erläutert, kann bei „neuen“ Dächern (Herstellung nach 1991) in der Regel davon ausgegangen werden, dass in der Dacheindeckung kein Asbest verbaut wurde.
Ein generelles bauaufsichtliches Sanierungsgebot, wie dies beispielsweise für schwachgebundene Asbestprodukte zwingend vorgeschrieben ist, liegt bei Asbestdächern jedoch nicht vor. Dies führt leider dazu, dass immer wieder Sanierungen „auf eigene Faust“ vorgenommen oder Beschichtungen laienhaft durchgeführt werden. Da bei unsachgemäßem Ausbau und bei Reinigung mit Hochdruck-Strahlgeräten jedoch erhebliche Gesundheitsgefahren durch Asbestfaserfreisetzung entstehen können, sollte man bei Asbestdächern grundsätzlich solche Handwerksbetriebe zur Durchführung dieser Arbeiten beauftragen, die einen entsprechenden Sachkundelehrgang absolviert haben.
Auch für die Entsorgung von verseuchten Materialien gelten klare Vorschriften: So darf der Asbest-Abfall nur als Sondermüll deponiert werden, anderenfalls drohen erneut hohe Geldstrafen. „Den besten Schutz vor dieser Gesundheitsgefahr“, so Dieter Rosen, Technischer Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie, „bieten sachgerechter Abbruch, Entsorgung und Neueindeckung mit Dachziegeln durch einen anerkannten und speziell geschulten Handwerkerbetrieb.“
Auch auf einige technischen Details muss bei der Sanierung geachtet werden, denn unter 10° Sparrenneigung ist eine neue Dachdeckung mit Dachziegeln nicht möglich. Allerdings kann eine größere Dachneigung, so der Bundesverband, durch Aufdoppelung von Sparren auf der Unterkonstruktion relativ einfach erreicht werden. Weiterer Vorteil: Das Aufbringen der Wärme-dämmung nach heutigem Standard ist problemlos möglich.
Darüber hinaus ist mit einer Dachsanierung – ob nun mit oder ohne Solarelemente – auch eine erhebliche Wertsteigerung einer Immobilien verbunden, so dass sich trotzt aller Gefahren durch das Thema Asbest die optischen und technischen Vorteile einer neuen Dacheindeckung schon schnell bezahlt machen.
Fazit: Eine Asbestsanierung steht ohnehin irgendwann an. Je früher sie durchgeführt wird, desto geringer sind die Kosten, da Arbeitslöhne und Entsorgungskosten langfristig eher steigen als sinken. Die staatliche Förderung der Solarenergie kann hier den entscheidenden Anreiz bieten, um unter Schonung des Geldbeutels auf einen Schlag zwei Vorteile für die Umwelt zu realisieren: Ein Umweltproblem erfolgreich sanieren und langfristig regenerative Energie gewinnen.
Quelle: Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie, Bonn