Keine Energiekosten mehr durch intelligente Energiemanagement-Systeme

Geringe Energiekosten, aber auf keinen Komfort verzichten: Möglich macht das ein Smart-Home-System wie Busch-free@home, welches das Energiemanagement im Haus übernimmt. Foto: Busch-Jaeger

Kein Geld für Strom, Heizung und Benzin ausgeben. Klingt gut. Mit einem intelligenten Energiemanagement kommt man dem schon recht nahe. So funktioniert es.

Von Andreas Frank

Die Aussicht ist verlockend. Auf dem Dach produziert die Photovoltaikanlage Strom, der ausreicht, um das Haus zu versorgen. Sie produzieren sogar so viel Strom, dass Sie Ihr Elektroauto mit dem eigenen Strom tanken können. Und ein Stromspeicher kümmert sich darum, dass auch Energie zur Verfügung steht, wenn keine Sonne scheint.

Damit das alles funktioniert, ist ein intelligentes Energiemanagement nötig. Es verbindet Erzeuger mit Verbraucher und bestimmt, was mit dem produzierten Strom passieren soll: Soll sich die Waschmaschine einschalten, wenn Photovoltaikstrom (kurz PV-Strom) zur Verfügung steht? Soll der Strom in den Batteriespeicher wandern, ins Elektroauto oder ins öffentliche Stromnetz? „Kernelemente eines innovativen Energiemanagements sind, den Eigenverbrauch des selbstproduzierten Stroms zu optimieren und zunehmend ein intelligentes lokales Lastmanagement zu etablieren“, fasst es Carsten Bruns, Head of Operations & Technology bei Beegy, zusammen. Sein Unternehmen bietet Lösungen an, die das Energiemanagement zu Hause übernehmen.

Energiemanagement ist nicht nur etwas für diejenigen, die ein eigenes Haus besitzen und Strom produzieren. Denn die Aufgabe eines Energiemanagement-Systems ist es ebenfalls, den Energieverbrauch und die Kosten zu senken und das ist schließlich auch in Mietwohnungen relevant. Diese Energiemanagement-Aufgaben übernehmen nicht nur spezialisierte Systeme, sondern häufig auch universell einsetzbare Smart-Home-Systeme.

Intelligent Heizen
Die meiste Energie verschlingt in deutschen Haushalten das Heizen. Um den Verbrauch zu minimieren, existieren vielfältige Möglichkeiten. Heizungshersteller bieten für ihre Heizkessel und Wärmepumpen häufig selbst Lösungen an, damit sich die Wärmeerzeuger über eine integrierte Schnittstelle oder eine externe Box mit dem Internetrouter zu Hause verbinden.

Dadurch erhalten Sie über Ihr Smartphone, Tablet oder den Computer einen Überblick über Ihre Heizungsanlage. Sie haben die Möglichkeit, Zeitpläne zu erstellen, wann die Heizung auf welche Temperatur heizen soll. Und Sie können jederzeit über Ihr Smartphone auf die Heizung zugreifen, um sie beispielsweise auszuschalten, falls Sie es vor dem Urlaub vergessen haben. Eine andere Möglichkeit ist, die Fußbodenheizung und die Heizkörper in den einzelnen Räumen intelligent zu regeln: zum Beispiel über smarte Heizkörperthermostate oder vernetzte Raumregler für die Fußbodenheizung.

Heizkosten reduzieren: Zum Beispiel über ein vernetztes Heizkörperthermostat des Smart-Home-Systems eQ-3 Homematic IP, das sich am Heizkörper montieren lässt. Foto: eQ-3

Das Haus im Energiesparmodus
Um den Stromverbraucher zu senken, sind Schaltsteckdosen mit Verbrauchserfassung ein praktisches Hilfsmittel. Damit können Sie Energiesünder aufspüren und sie zum Beispiel per Zeitplan ausschalten.

Der Stromverbrauch der Beleuchtung fällt in der Regel nicht groß ins Gewicht, seit es LED-Lampen gibt. Dennoch muss keine Lampe brennen, wenn niemand zu Hause ist. Bei den meisten Smart-Home-Systemen können Sie deshalb die Beleuchtung im Haus über einen Fingertipp auf dem Smartphone ausschalten und wenn gewünscht auch andere Stromverbraucher.

Dafür sind alle Smart-Home-Komponenten per Funk oder Kabel mit einer Zentrale verbunden. Die Zentrale ist wiederum an den Internetrouter angeschlossen, damit Sie per Smart- phone von zu Hause und unterwegs Ihr Heim steuern können. Zum Schalten von Strom gibt es im Smart Home außer Schaltsteckdosen auch Komponenten, die der Elektriker versteckt in Lichtschaltern, Steckdosen, Verteilerdosen oder im Sicherungsschrank einbaut.

Mit diesen smarten Komponenten können Sie per Fingertipp auf das Smartphone das gesamte Haus in den Energiesparmodus versetzen. Wenn gewünscht auch die Heizung, die mit dem Smart-Home-System verbunden ist. Oder Sie platzieren einen Funktaster neben der Haustür, der das Haus in den Sparmodus schickt.

Per Tablet die Stromproduktion und den Verbrauch überwachen: Diese Möglichkeit haben Besitzer des Sunny Home Managers. Foto: SMA

Den eigenen Strom selbst verbrauchen
Gibt es außer Energieverbrauchern auch -erzeuger, werden die Anforderungen an das Smart-Home- bzw. Energiemanagement-System erheblich höher. Den selbstproduzierten Strom einfach ins öffentliche Stromnetz einzuspeisen, wird immer uninteressanter. Der Grund: Die Einspeisevergütung für den selbstproduzierten Strom liegt bei neuen Photovoltaikanlagen bei weniger als der Hälfte des Preises, den man normalerweise für den Strom beim Energieversorger bezahlt. Aus diesem Grund geht es meist darum, möglichst viel vom selbst produzierten Strom zu nutzen. Dabei hilft, wenn Geräte dann laufen, wenn Strom von der Photovoltaikanlage zur Verfügung steht: zum Beispiel die Waschmaschine oder der Geschirrspüler.

Die Energiemanagement-Lösung von Beegy informiert deshalb die Bewohner darüber, wann es gut wäre, die Waschmaschine einzuschalten. Dafür misst das System nicht nur, wie viel Strom die Photovoltaik gerade produziert, sondern bezieht auch die Wettervorhersage in die Analyse ein.

Bei anderen Lösungen geht die Waschmaschine von selbst an, wenn genügend Strom zur Verfügung steht. Zum Beispiel bei innogy SmartHome. Dafür können Sie die Waschmaschine an eine Schaltsteckdose anschließen. Das setzt aber voraus, dass sie selbständig mit dem Waschgang beginnt, wenn ihr die Schaltsteckdose Strom gibt. Das ist jedoch nicht immer gegeben. „Waschmaschinen haben heute häufig elektronische Taster. Das heißt, man kann sie über eine Schaltsteckdose nicht mehr einfach einschalten. Nach meiner Erfahrung ist das heute bei den meisten der Fall “, erklärt Dr. Bernd Aschendorf, Professor für Elektrische Maschinen und Gebäudesystemtechnik an der Fachhochschule Dortmund.

innogy SmartHome bietet noch eine andere Möglichkeit zum Einbinden von Hausgeräten, wenn es sich um vernetze Miele@home-Produkte handelt. Denn sie lassen sich direkt in die Haussteuerung integrieren. Ob man sich deshalb eine neue Waschmaschine anschafft, ist fraglich, zumal die vernetzten Modelle in der Regel auch vergleichsweise teuer sind.

Hausgerätehersteller wie Bosch oder Siemens arbeiten wiederum mit Smart-Home-Systemen anderer Hersteller zusammen. Auch hier ist die Vernetzungsmöglichkeit vor allem auf höherpreisige Modelle beschränkt.

Das Elektroauto lädt intelligent, wenn die eBox von innogy mit der Haussteuerung innogy SmartHome verbunden ist. Foto: innogy SE

Eigenverbrauch maximieren
So vielversprechend also die intelligente Lastverschiebung mit Verbrauchern wie Waschmaschine oder Geschirrspüler in der Theorie klingen mag, in der Praxis lassen sich die Verbraucher häufig nur schwer oder gar nicht zum gewünschten Zeitpunkt einschalten. Dazu kommt: Selbst, wenn Sie intelligent einschaltbare Waschmaschinen, Trockner und Geschirrspüler besitzen, Sie können mit ihnen normal nicht den gesamten eigenproduzierten Strom nutzen. Praktischer wäre es, wenn sich die Energie, die tagsüber bei Sonnenschein produziert wird, einfach abends nutzen ließe, wenn man sie vor allem braucht. Genau das ermöglichen Stromspeicher.

Ein intelligentes Energiemanagement wird durch einen Stromspeicher nicht überflüssig. Ein Grund besteht darin, dass die ins öffentliche Stromnetz einspeisbare Energie begrenzt ist. Bei einer Photovoltaikanlage dürfen nur 70 Prozent der Maximalleistung der Anlage ins Stromnetz wandern. Bei einer Kombination aus Photovoltaikanlage und Batteriespeicher sind es sogar nur 50 Prozent, wenn man die KfW-Förderung für den Stromspeicher in Anspruch nehmen will. In diesem Fall lassen sich also bei einer PV-Anlage mit Batteriespeicher und einer Maximalleistung von 5 kWp maximal 2,5 kW ins öffentliche Netz einspeisen. Es könnte darum sein, wenn die Anlage am Mittag 4 kW produziert und der Stromspeicher voll ist, nur 2,5 kW ins öffentliche Netz wandern und 1,5 kW verloren gehen.

Ein intelligentes Energiemanagement versucht, das zu verhindern. Zum Beispiel, indem es die Wetterprognose in die Steuerung einbezieht. Weil das Energiemanagementsystem weiß, dass die Sonne am Mittag voll scheinen wird, beginnt es vielleicht morgens zunächst den Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen. Erst mittags, wenn die Sonne maximal scheint und die 50 Prozent überschritten würden, fließt der Strom in den Batteriespeicher.

Das Beegy Gateway verbindet sich mit Stromproduzenten und -verbrauchern im Haus, sodass sich die Energieflüsse per Webportal überwachen lassen. Foto: Beegy

Zusätzliche Speicher nutzen
Die Komplexität des Energiemanagements nimmt mit zusätzlichen Speichern und Verbrauchern weiter zu. Wenn beispielsweise das Energiemanagement auch festlegen soll, wann es die beste Zeit ist, das Elektroauto zu laden und wann das Auto den Strom wieder ins Haus zurückgeben soll.

Als Speicher kommt nicht nur eine Batterie in Frage. Die Energie lässt sich auch thermisch speichern, zum Beispiel in Pufferspeichern für Trink- und Heizwasser. Wenn sich zum Beispiel mittags der Strom nicht nutzen lässt, wird er verwendet, um Wasser aufzuheizen. Abends steht das erwärmte Wasser zum Duschen oder Heizen bereit. Thermische Speicher bieten sich besonders bei Wärmepumpen an, die nur relativ wenig Strom zur Wassererwärmung benötigen. Es geht aber auch ohne. Es kann zum Beispiel ein Heizstab, der so ähnlich wie ein Tauchsieder arbeitet, in den Wasserpufferspeicher eingesetzt werden, der jedoch weit weniger effizient arbeitet als eine Wärmepumpe.

Alles Inklusive: PV-Anlage, Stromspeicher, Ladesäule und Energiemanagement-System gibt es auch schlüsselfertig von Fertighausherstellern wie Baufritz (hier Haus Alpenchic). Foto: Baufritz

Experten sind gefragt
Es gibt also reichlich Möglichkeiten, mithilfe eines Smart-Home- bzw. Energiemanagementsystems den Eigenverbrauch zu optimieren und die Energiekosten zu senken. Welche Lösung die beste im Einzelfall ist, kann man als Laie schwer selbst einschätzen. Dazu kommt, dass sich Batteriespeicher, Ladesäule für das E-Auto, Heizung, Hausgeräte und Photovoltaikanlage nicht beliebig kombinieren lassen.

Ohne einen Experten kommt man darum kaum weiter. Eine gute Anlaufstelle sind Fachbetriebe, die Erfahrung in der Planung und Installation von Smart-Home-Systemen besitzen. Solche Betriebe finden Sie zum Beispiel über die Hersteller-Webseiten. Oder Sie suchen über die Webseite vom ZVEH (Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke) nach einem Fachbetrieb unter www.zveh.de/fachbetriebssuche. Zum Teil können Ihnen auch Energieberater weiterhelfen.

Häusergrenzen überwinden
An der Hausgrenze muss das Energiemanagement nicht haltmachen. In einem intelligenten Stromnetz (Smart Grid) können die einzelnen Haushalte und die Energieversorger nicht nur Strom austauschen, sondern sie kommunizieren auch miteinander. Der Anstieg von regenerativen Energien bei der Stromproduktion und die zunehmend dezentrale Energieerzeugung erfordern ein solch intelligentes Netz. Windkraft und Photovoltaikanlagen produzieren nun nicht mal konstant Strom, so wie es die Kraftwerke der Energieversorger lange taten, sondern sind von Wind und Sonne abhängig. Dadurch besteht bei viel Wind und Sonne ein Stromüberschuss, der die Stromnetze belastet. Optimal wäre es, wenn die einzelnen Haushalte zu solchen Spitzenzeiten besonders viel Strom abnehmen würden.

Die Voraussetzung dafür sind intelligente Stromzähler (Smart Meter), über die die Haushalte mit dem Energieversorger verbunden sind. Gibt es einen Stromüberschuss im Stromnetz, wird der Smart Meter informiert, damit er günstigen Strom beziehen und so das Netz entlasten kann. Soweit die Theorie. In der Praxis bestehen einige Probleme. Bislang existieren kaum Smart Meter in den Haushalten. „Dazu kommt, dass auf dem deutschen Markt außer den klassischen Tag- und Nachttarifen bislang praktisch noch keine zeitvariablen Tarife für Privatkunden angeboten werden”, erklärt Carsten Bruns von Beegy. Und zu guter Letzt braucht man im Haushalt Verbraucher, die sich bei günstigem Strom am besten automatisch einschalten. Und dafür ist wiederum ein Smart-Home- oder Energiemanagement-System nötig. „Ohne ein Gebäudemanagement-System bringt das Smart Grid nichts“, fasst es Bernd Aschendorf kurz zusammen.

Speicherkapazität teilen: Besitzer einer sonnenBatterie können ihre Speicher über die sonnenCommunity miteinander vernetzen und so gemeinsam nutzen. Foto: sonnen

Neue Energiekonzepte
Bis das Smart Grid so wie gewünscht funktioniert, dauert es also noch ein bisschen. Es gibt jedoch schon heute Produkte und Lösungen, die einen Schritt in diese Richtung gehen. Ein Beispiel dafür ist der Stromanbieter Fresh Energy. Wer hier einen Vertrag abschließt, bekommt einen Smart Meter installiert, den der Kunde nicht extra bezahlen muss. Der Smart Meter übermittelt den monatlichen Stromverbrauch an den Stromanbieter. Der Fresh-Energy-Kunde zahlt deshalb nur so viel, wie er wirklich verbraucht hat – im Gegensatz zu den sonst häufig üblichen monatlichen Abschlagszahlungen. Mit dem Smart Meter sollen die Kunden ebenfalls die Möglichkeit erhalten, den eigenen Stromverbrauch zu analysieren und Energiefresser ausfindig zu machen.

Auch der Energieversorger MVV mit Sitz in Mannheim vernetzt sich mit seinen Kunden, genauer gesagt mit ihren PV-Anlagen und Stromspeichern. Dabei setzt die MVV auf Technologien und Dienstleistungen von Beegy. So kann der Kunde zum Beispiel einen „MVV Live“-Vertrag abschließen, mit dem er eine Strom-Flatrate erhält. Der Preis für die Flatrate ist abhängig davon, ob der Kunde eine PV-Anlage, einen Stromspeicher oder beides besitzt und wie groß sie sind. Im Extremfall kann der Preis für die Flatrate bei 0 Euro liegen. Mit dem „MVV Live“-Vertrag erhalten die Kunden auch eine Zentrale, die das Energiemanagement zu Hause übernimmt und worüber sie den Verbrauch und die Produktion überwachen können.

Die sonnenCommunity von sonnen kommt ohne klassischen Energieversorger aus. Hier verbinden sich viele kleine Stromproduzenten und -speicher miteinander, um Strom und Speicherkapazität gemeinsam zu nutzen. Produziert ein Haushalt mehr Strom, als er selbst verbrauchen oder speichern kann, stellt er ihn den anderen zur Verfügung. Dieses Konzept ist auch für Personen interessant, die kein Haus mit PV-Anlage besitzen. Mitglied der Community kann ebenfalls werden, wer eine sonnenBatterie in seiner Wohnung einbaut. Die sonnenCommunity hat für die Mitglieder den Vorteil, dass sie weniger als normal für Strom bezahlen. Wer eine sonnenFlat nutzt, hat sogar keine zusätzlichen Kosten für Strom und muss nur eine monatliche Grundgebühr zahlen. Die sonnenFlat 5500 richtet sich beispielsweise an Besitzer einer PV-Anlage mit sonnenBatterie und beinhaltet für monatlich 19,99 Euro einen Jahresgesamtverbrauch von 5500 kWh.

Trotz dieser innovativen Ansätze steht die intelligente Energievernetzung im Haus sowie zwischen Häusern und Energieversorger noch am Anfang. Wer jedoch die eigene private Energiewende jetzt starten will, dem steht bereits schon heute nichts mehr im Weg.

Präzise Energieanalyse: Der Jung KNX Energiesensor REG wird im Schaltschrank eingebaut und verfügt über drei Kanäle, um Verbraucher exakt zu überwachen. Foto: JUNG.DE

 

3 TIPPS Zum Energiesparen und überwachen
Den Stromverbrauch im Blick: Mit einer Schaltsteckdose wie der Elgato Eve Energy, die den Verbrauch auf der zugehörigen App visualisiert. www.elgato.com

Foto: Elgato

 

Smarter Stromanbieter: Kunden von Fresh Energy erhalten einen intelligenten Stromzähler und können dadurch ihren Verbrauch detailliert analysieren. www.getfresh.energy

Foto: Fresh Energy

 

Bei Abwesenheit sparen: Über die App von Telekom Magenta SmartHome können Sie per Fingertipp den gewünschten Heizungsmodus wählen. www.smarthome.de

Foto: Deutsche Telekom

 

Interview mit Dr. Bernd Aschendorf, Professor für Elektrische Maschinen und Gebäudesystemtechnik an der Fachhochschule Dortmund sowie Autor des Buchs „Energiemanagement durch Gebäudeautomation“.

Guten Tag, Herr Aschendorf. Was bringt ein intelligentes Energiemanagement?
Ein Energiemanagementsystem erfüllt mehrere Aufgaben. Eine besteht darin, den Bewohnern einen Überblick über die Verbräuche im Haus zu geben, damit sie herausfinden können, wo die größten Herde für den Energieverbrauch liegen. Wenn man Energie vom Versorger bezieht, geht es darum, die Kosten zu senken. Eine Möglichkeit ist, alle Verbraucher auf energiesparende Modelle umzurüsten. Das ist nicht unbedingt die sinnvollste Herangehensweise. Sinnvoller ist es, dafür zu sorgen, dass die Verbraucher möglichst ausgeschaltet sind. Das kann ein Gebäudeautomations- bzw. Energiemanagement-System übernehmen. Diejenigen, die Strom selbst produzieren, stehen vor der Frage, wie sie den Strom nutzen sollen: Wie lässt er sich am besten speichern und Verbrauchern zur Verfügung stellen? Ein Energiemanagement-System kümmert sich um diese Fragen und regelt die Energieflüsse.

Ist ein Batteriespeicher Vor-aussetzung für sinnvolles Energiemanagement?
Die Frage ist ja, wohin mit dem Strom. Wenn die Photovoltaikanlage am Tag Strom produziert, habe ich ja gar keine großen Verbrauche. Ich muss dafür sorgen, dass gerade zu dem Zeitpunkt, wo die Sonne stark scheint, zum Beispiel meine Waschmaschine eingeschaltet wird. Und das scheitert schon häufig daran, dass sich Waschmaschinen nicht fernschalten lassen. Von daher ist ein Speicher wesentlich sinnvoller.

Wie stehen Sie zum Smart Grid?
Energieversorger gehen davon aus, dass es Smart Homes schon in großer Anzahl gibt. Dass das nicht der Fall ist, das wissen wir alle. Smart-Home-Technologien sind jedoch die Voraussetzung dafür, Smart Meter überhaupt sinnvoll zu nutzen. Wenn es zeitvariable Tarife mit günstigem Strom von den Energieversorgern gibt, brauche ich ein Smart Home, um den günstigen Strom sinnvoll zu nutzen. Ein Smart Meter allein bringt da wenig. Dazu kommt, dass es auch Smart Meter derzeit kaum gibt. Vor diesem Hintergrund betrachtet: Smart Home ist nicht da und der Smart Meter ist nicht da, wie will ich dann Smart Grids aufbauen?

 

 

Foto: SEG Hausgeraete

Standard fürs Energiemanagement gesucht

Wie sollen sich die verschiedenen Energieproduzenten und -verbraucher im Smart-Home miteinander verständigen? Momentan gibt es eine Vielzahl an Produkten, die sich nicht ohne Weiteres in ein Smart-Home- bzw. Energiemanagement-System integrieren lassen. Das will die EEBUS Initiative ändern und hat dabei prominente Unterstützer. Zum Beispiel den Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH).

BDH-Mitglieder wie Vaillant oder Viessmann bieten bereits Produkte an oder haben welche angekündigt, die den EEBUS-Standard unterstützen. Der Autohersteller VW erprobt, wie sich ihre Ladeeinrichtungen in ein Energiemanagement-System auf Basis des EEBUS integrieren lassen. Wechselrichter-Spezialist SMA setzt in seinem Sunny Home Manager bereits auf EEBUS. Auch von Bosch und Siemens soll es schon kompatible Hausgeräte wie Waschmaschinen, Trockner und Geschirrspüler zu kaufen geben. Ganz am Ziel ist die EEBUS Initiative jedoch noch nicht, denn die Auswahl an kompatiblen Produkten, die wirklich schon erhältlich sind, ist noch überschaubar.

 

Energiemanagement mit System
Diese Lösungen regeln bereits den Energiefluss im Haus

Foto: Viessmann

Viessmann Vitotronic
Es muss nicht unbedingt das umfassende Energiemanagement-System sein. Auch einzelne Geräte bringen teilweise bereits Intelligenz mit, um den Eigenverbrauch vom selbstproduzierten Strom zu optimieren: zum Beispiel Wärmepumpen von Viessmann. Die Vitotronic-Regelung (Bild) der Wärmepumpe weiß aus den Daten der Vortage, wie viel Leistung in etwa von der verbundenen Photovoltaikanlage zu erwarten ist und wie der Verbrauch im Haus aussieht. Dadurch kann die Vitotronic-Regelung zum Beispiel bestimmen, wann sich die Wärmepumpe einschalten soll, um die selbstproduzierte Energie von der PV-Anlage in Form Wärme im Wasserpuffer zu speichern. Für 2018 hat Viessmann außerdem das Home-Energy-Management-System geplant, das nicht nur Viessmann-Produkte, sondern per EEBUS auch Geräte anderer Hersteller ins Energiemanagement einbinden soll.
www.viessmann.de

 

 

Foto: SMA

SMA Sunny Home Manager 2.0
Wechselrichter-Spezialist SMA bietet mit dem Sunny Home Manager 2.0 (Bild) eine clevere Lösung zum Überwachen und Managen der Energieflüsse an. Der Manager verbindet sich mit PV-Anlagen und Batteriespeichern genauso wie mit Ladesäulen, Wärmepumpen und Haushaltsgeräten. Die besondere Intelligenz des Sunny Home Managers liegt darin, dass er die Sonneneinstrahlung und damit die Produktion präzise voraussagen kann. In der Energieplanung berücksichtigt er außerdem Hausgeräte, die per Schaltsteckdose oder direkt über den EEBUS integriert sind. Dadurch kann er festlegen, wann es am besten ist, den Batteriespeicher zu füllen, Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen oder die Waschmaschine einzuschalten.
www.sma.de

 

 

Foto: ABB

Busch-free@home
Im Gegensatz zur Vitotronic-Regelung und dem Sunny Home Manager ist Busch-free@home ein klassisches Smart-Home-System, das sich in Neubauten und Bestandsgebäuden installieren lässt. Die Vernetzung der einzelnen Komponenten kann dabei per Funk oder Kabel erfolgen. Außer Licht, Rollläden und Heizung lässt sich in Busch-free@home auch das Energiespeichersytem REACT (Renewable Energy Accumulator and Conversion Technology, Bild) von ABB integrieren. Durch die Einbindung in Busch-free@home sehen die Bewohner zum Beispiel den Speicherstatus über die Busch-free@home-Nutzeroberfläche. Um den Eigenverbrauch des selbst- erzeugten Stroms zu optimieren, gibt es auch die Möglichkeit, verschiedene Abläufe intelligent zu verknüpfen.
www.busch-jaeger.de

 

 

 

Foto: innogy SE

Innogy SmartHome
Ein Smart-Home-System, das besonderen Schwerpunkt auf das Energiemanagement legt, ist innogy SmartHome von der RWE-Tochter innogy. In die Funk-Lösung lassen sich die PV-Anlage genauso integrieren wie Stromspeicher, die Heizungsanlage, Ladesäulen und Hausgeräte. Möglich ist es zum Beispiel, Heizungsanalgen von Buderus zu verbinden, PV-Anlagen und Stromspeicher mit SMA-Wechselrichter sowie Miele@home-Hausgeräte. So kann der Nutzer etwa per App (Bild) festlegen, dass bei genügend selbstproduziertem Strom die Waschmaschine zu laufen beginnt. Außerdem gibt es Schaltsteckdosen für Stromverbraucher, Unterputz-Aktoren für die Beleuchtung sowie die Möglichkeiten Heizkörper und die Fußbodenheizung in die Steuerung einzubeziehen.
www.innogy.de

 

 

Foto: Schneider Electric

Schneider Electric ProsumerHome
Enorme Möglichkeiten zum Energiemanagement bietet Schneider Electric unter dem Übergriff ProsumerHome, da es Schnittstellen zu vielen Geräten gibt. Der Systemintegrator kann deshalb für den Kunden ein individuelles System zusammenstellen. Der Preis liegt dementsprechend deutlich über einer Lösung wie innogy SmartHome. Im Privatbereich übernimmt die Regelung im ProsumerHome normalerweise der „Wiser for KNX“. Diese Box verbindet sich mit Stromzählern, Photovoltaikanlage, Batteriespeichern und Ladestation. Über die zugehörige Web-Oberfläche (Bild) kann der Nutzer sämtliche Energieflüsse verfolgen. Zusätzlich stellt der Wiser for KNX die Möglichkeit bereit, das komplette Haus zu steuern, wie zum Beispiel Licht, Heizung und Rollläden.
www.schneider-electric.de

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