Holz von Hier
Holz gilt nicht umsonst als grünes Baumaterial schlechthin. Doch bei allen Vorzügen Dieser Ressource, sollte man nur wirklich nachhaltig geschlagene hölzer der Region nutzen.
“Holz ist ein einfaches Wort, aber dahinter verbirgt sich eine Welt voller Wunder.“ Dieser Ausspruch von Theodor Heuß bringt es auf den Punkt: Holz hat den Menschen als Werkstoff schon immer fasziniert und begeistert. Es gibt wohl nur wenige Materialien, die so unterschiedlich einsetzbar sind oder aus denen man so zahlreiche Produkte herstellen kann, wie aus Holz. Zudem hat Holz eine besondere Schönheit und Lebendigkeit, in seinen Farben und Formen spiegeln sich Gewachsenes, Geschichten und Leben wider. Holz strahlt Wärme aus, nicht nur optisch. Aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften fühlt sich Holz bei gleicher Temperatur wärmer an als Materialien wie Stein, Glas oder Metall. Durch seine Natürlichkeit sorgt Holz auch für besondere Individualität, jedes Produkt ist im Prinzip ein Unikat, insbesondere, wenn massives Holz zum Einsatz kommt.
Viele dieser Aspekte sind in der Vergangenheit etwas in Vergessenheit geraten und andere Materialien wurden en vogue. Aber Holz erlebt heute mit Recht eine Renaissance. Je mehr wir erkennen, dass die Menschheit mit Ressourcen verschwenderisch und gefährlich unachtsam umgeht, um so bedeutender wird die Nachhaltigkeit der Produkte und Materialien, die wir verwenden. Hier hat Holz eine Schlüsselposition, es ist gewissermaßen Spitzenreiter unter den nachhaltigen Produkten und Materialien.
Dabei spielen allerdings viele Aspekte eine Rolle. Grundlegend ist die Tatsache, dass es sich bei Holz um einen nachwachsenden Stoff handelt. Anders als viele Rohstoffe oder Produkte wie Öl oder Plastik steht Holz zumindest theoretisch unbegrenzt zur Verfügung. Praktisch ist das aber nur der Fall, wenn Holz nachhaltig produziert und genutzt wird, sprich, wenn nicht mehr Holz verwendet wird, als nachwächst. Dies ist in Deutschland gesetzlich gesichert.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass der Rohstoff Holz bei der Gewinnung sehr wenig Energie und Ressourcen verbraucht, da es ja quasi wächst. Andere, für die Nachhaltigkeit von Holzprodukten entscheidende Aspekte, werden aber oft außer Acht gelassen: Die Auswirkungen der Holzgewinnung auf die Artenvielfalt sowie die Umweltbelastung und der Energieverbrauch entlang der gesamten Verarbeitungskette insbesondere beim Holztransport. Holzprodukte sind nur dann wirklich nachhaltig, wenn sie aus heimischen Hölzern mit möglichst geringen Transportwegen hergestellt werden.
Raubbau an der Umwelt?
In vielen Bereichen kommt heute Holz vor allem aus gefährdeten tropischen Wäldern zum Einsatz. Die undifferenzierte Nachfrage nach Tropenholz ist eine Ursache für das atemberaubende Tempo, in dem diese sensiblen, artenreichen Lebensräume verschwinden. Label und Zertifikate für nachhaltige Waldbewirtschaftung versuchen, den Raubbau einzudämmen. Wenn überhaupt Tropenholz verwendet wird, sind diese Siegel auch ein Muss. Aber auch eine nachhaltige Bewirtschaftung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass jede Nutzung von Tropenholz das Artensterben vorantreibt – die komplexen Ökosysteme sind einfach zu sensibel für die kommerzielle Holzgewinnung. Dies ist in unseren heimischen, seit Jahrhunderten nachhaltig bewirtschafteten Wäldern anders.
Im Gegenteil ist hier gerade die gezielte Nachfrage nach möglichst vielen Holzarten eine wichtige Voraussetzung für die Bewahrung der Baumartenvielfalt. Und die wiederum ist eine Grundlage für die Artenvielfalt insgesamt. Nur das, was auch einen sinnvollen Absatz findet, wird im bewirtschafteten Wald gezielt gefördert und nachgepflanzt. Dabei ist eine vielfältige dezentrale Struktur mit Betrieben die Holz be- und verarbeiten wichtig, genau wie die gezielte Nachfrage nach heimischen Hölzern und Produkten durch die Verbraucher. Die Transportbelastung entlang der gesamten Verarbeitungskette, angefangen im Wald, ist insbesondere im Hinblick auf den Klimaschutz ein wichtiger Aspekt.
Zunehmend globalisierter Verkehr ist die drittgrößte Ursache für den Klimawandel. Hier sticht gerade die Holzwirtschaft mit überdurchschnittlicher Transportbelastung hervor. So ist Deutschland der drittgrößte Rundholzimporteur der Welt und zugleich der fünftgrößte Rundholzexporteur. Nicht selten wird Buchenstammholz aus Deutschland nach China verschifft, dort zu Möbelgestellen verarbeitet und anschließend wieder nach Deutschland importiert. Hier angekommen, werden die Holzgestelle endlich zu Möbeln weiterverarbeitet. Das Holz im Produkt hat aber inzwischen tausende Kilometer hinter sich – mit entsprechender Klimabelastung.
Würde man solche überflüssigen Warenströme vermeiden und stattdessen regionale Stoffkreisläufe schließen, ließen sich angestrebte CO₂ -Einsparungen um ein Vielfaches übertreffen. Doch derzeit ist nur noch in einem Drittel der Holzprodukte, die in Deutschland verkauft werden, hier gewachsenes Holz enthalten. Möglichst viele Produkte aus heimischen Hölzern mit nachweislich kurzen Wegen sollten deshalb ein Ziel sein beim Bauen und Wohnen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Konstruktiver Holzbau
Holz bietet vielfältige Möglichkeiten für modernes, ästhetisches und nachhaltiges Bauen. Für jeden Geschmack lassen sich Bauweisen und Gestaltungsformen finden, vom urwüchsigen Rundstamm-Blockhaus über die filigrane Skelettbauweise bis hin zur Massivholzmauer. Dazwischen gibt es zahllose Übergänge und Variationen. Holz bietet auch sehr flexible Möglichkeiten bei Renovierung, An- und Umbau. Sowohl was den Werterhalt wie auch die Haltbarkeit anbelangt, stehen Holzhäuser solchen in Steinbauweise in nichts nach. Banken stufen Holzhäuser hinsichtlich des Wiederverkaufswertes nicht anders ein als Steinhäuser – entscheidend ist bei beiden Bauweisen die Qualität der Ausführung.
Holzhäuser können eine ausgesprochen lange Lebensdauer haben, wie zahlreiche jahrhundertealte Häuser vor allem im Alpenraum zeigen. Das älteste Holzhaus ist übrigens über 1.000 Jahre alt. Neben vielen Vorzügen wie extrem kurze Bauzeiten, die die Holzbauweise mit sich bringt, ist vor allem der Aspekt der Wohngesundheit hervorzuheben. Holzhäuser haben ein ausgeglichenes Wohnklima, das Holz reguliert Temperatur und Luftfeuchte mit, das Haus atmet gewissermaßen mit dem Bewohner. Holzhäuser sind so auch die beste Wahl für Allergiker. Gleichzeitig sind sie energiesparend und weisen Dämmwerte auf, wie sie in Ziegelbauweise nur mit weit stärkeren Wandaufbauten mit viel Dämmmaterial erreicht werden. Holzhäuser erzielen schließlich noch Bestnoten im Hinblick auf die Nachhaltigkeit.
Allerdings ist hier auch die Holzherkunft von Bedeutung. Es wird inzwischen oft damit geworben, dass Holz beim Wachsen Kohlendioxid aus der Atmosphäre bindet und somit das Klima schützt. Das ist zwar richtig, aber ob die Klimabilanz tatsächlich positiv ist, hängt auch von der Herkunft ab. So bindet 1 m³ Lärchenholz etwa 1 t CO₂ . Stammt das Holz dabei aus der Region, so entspricht dies nahezu der Nettobilanz. Wird dagegen sibirische Lärche verwendet, sieht die Bilanz ganz anders aus. Dieses Holz wird in den Wäldern der Taiga ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeitsaspekte geschlagen. Ein Baum braucht dort mindestens die doppelte Zeit zum Wachsen – falls nach dem Einschlag überhaupt wieder ein Wald nachwächst. Zudem kommen Kohlendioxidemissionen aus dem Permafrostboden, wenn das Holz geschlagen wird. Unterm Strich wird so mehr CO₂ freigesetzt, als die im Holz gebundene Menge. Die Bilanz ist negativ.
Holz in Fensterrahmen
Moderne Holzfenster sind pflegeleichte Hightech-Produkte mit besten Wärmedämmwerten. Sie haben zudem eine bessere Ökobilanz als Fenster aus PVC oder Aluminium. Allerdings kommt es hier auch sehr darauf an, woher das Holz stammt. Im Fensterbau kommt traditionell und heute immer noch vielfach die tropische Holzart Meranti zum Einsatz. Sie stammt aus Südostasien, vor allem aus Malaysia, und der Einschlag erfolgt in aller Regel aus Raubbau. In keinem Erdteil verschwinden Tropenwälder in einem solchen Tempo wie in Südostasien. Zudem werden aus den tiefgründigen Moorböden durch den Holzeinschlag enorme Mengen CO₂ freigesetzt.
Dabei gibt es verschiedene heimische Alternativen zu Meranti, die teilweise sogar bessere Eigenschaften haben. Klassische Fensterhölzer sind Eiche, Lärche, Kiefer und Fichte. Durch Verblendung der am stärksten bewitterten Fensterbereiche mit Aluminiumschalen haben auch Fenster aus Fichtenholz heute extrem lange Haltbarkeiten von 30 bis 50 Jahre. Zum Vergleich: Fenster aus PVC werden nach einer Studie durchschnittlich nach 18 Jahren ausgetauscht! Eine neue Entwicklung mit dem Namen Thermoholz macht Holzfenster auch ohne solche Schutzmaßnahmen mindestens so lange haltbar wie Fenster aus Tropenholz. Dabei wird Holz durch Erhitzung resistent gegenüber holzzerstörenden Pilzen, der Ursache von Holzfäule.
Holzböden
Egal ob als Parkett oder als Dielen in verschiedenen Breiten und Längen – Holzfußböden sind optisch sehr schön und bieten natürliche Wärme. Aufgrund der sehr langen Lebensdauer leisten sie einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Bauen und Wohnen. Gerade bei Böden aus Holz hat jedoch ein hoher Anteil sehr weite Transporte hinter sich. Die Hälfte aller verlegten Fußböden stammt aus Import, sei es als fertiges Parkett oder als Schnittholz für die heimische Produktion. Dabei handelt es sich teils um tropische Hölzer, die aufgrund der Farbe als besonders exklusives Parkett nachgefragt werden, teils aber auch um Holzarten, die auch bei uns wachsen, dennoch aber von weit her transportiert werden. Eiche oder Kirsche stammen oft aus den USA, Ahorn aus Kanada, Lärche aus Sibirien und Fichte aus Skandinavien. All das ist eigentlich nicht notwendig, denn bei uns wachsen nicht nur die genannten Baumarten, sondern auch noch viele andere Sorten mit interessantem, schönem Holz, wie Hainbuche, Nussbaum und Weide oder Obsthölzer, Ulme und Esche. Sie stehen tropischen Hölzern an Schönheit wie Farbvielfalt in nichts nach.
Möbel und Innenausbau
Möbel sind klassischerweise Holzprodukte und bringen wie kaum ein anderes Wohnprodukt Geschmack und Charakter der Menschen zum Ausdruck. Handwerklich hergestellte Massivholzmöbel aus heimischem Holz sind der Inbegriff eines nachhaltigen Produkts. Sie bieten aber auch einzigartige Möglichkeiten, Individualität zum Ausdruck zu bringen. Gerade bei exklusiven hochwertigen Möbeln wird heute vielfach Tropenholz wie Zebrano, Palisander oder Wenge eingesetzt, da die meisten Menschen nur wenige heimische Hölzer kennen und diese als langweilig gelten.
Dabei haben wir etwa 60 verschiedene heimische Baumarten als Alternative, aus denen sich schöne und exklusive Möbel fertigen lassen. Die Liste der Baumarten ist lang: Kastanie und Birke, Hainbuche und Vogelkirsche, Obsthölzer und Nussbaum, dazu Platane und Erle. Und dies ist nur eine Auswahl heimischer Arten mit einer großen Bandbreite an Farben und Maserungen. Durch neue Verfahren wie das Räuchern – im Prinzip eine Behandlung mit Salmiak – können zudem nahezu beliebige Farbvariationen erreicht werden. Demgegenüber stehen rund 70 verschiedene tropische Holzarten auf dem deutschen Markt. Hiervon sind allerdings alleine 30 international gefährdet.
Darunter fallen zum Beispiel Bongossi, Ebenholz und Zebrano – und viele andere mit teilweise unbekannten Namen. Nur zehn der Tropenhölzer, die nicht international gefährdet sind, sind gleichzeitig mit einem Nachhaltigkeitszertifikat erhältlich. Aber ein guter Teil des Tropenholzes stammt nach wie vor aus Raubbau. Die Initiative Holz von Hier hat dazu einen Einkaufsratgeber entwickelt.
Holz im Außenbereich
Holz im Garten oder an anderen der Witterung ausgesetzten Stellen war früher ein klassischer Einsatzbereich für Tropenhölzer. Diese erleben mit Einführung der Zertifizierungssysteme sogar einen neuen Boom. Vielfach entspringt diese Nachfrage jedoch dem verbreiteten Irrtum, Tropenholz sei dauerhaft und heimische Hölzer seien dies nicht. Dabei gibt es heimische Holzarten, die auch unbehandelt die Haltbarkeit tropischer Terrassenhölzer sogar übertreffen. Robinie und Edelkastanie schaffen dies und Eiche zieht zumindest mit Tropenholz gleich. Gerade im Außenbereich kommt dem Thermoholz eine besondere Bedeutung zu.
Qualitätsgeprüftes Thermoholz ist auch wegen seiner dunklen Farbe eine ideale Alternative zu Tropenholz. Es eignet sich hervorragend für Terrassen oder Fassaden und weist eine deutlich bessere Umweltbilanz auf als Tropenholz. Von nicht zertifiziertem Tropenholz ist ohnehin dringend abzuraten, da es fast immer aus Raubbau stammt. Aber auch Tropenholz mit einem Waldlabel sichert bestenfalls eine nachhaltige Form der Waldbewirtschaftung, ein Beitrag zum Klimaschutz ist es nicht. So sind mit Schnittholz für 25 m² Terrassendielen aus Bangkirai so viele Kohlendioxidemissionen verbunden, wie sie ein Bundesbürger im Durchschnitt durch ein Jahr Autofahren verursacht.
Warum ein Herkunftsnachweis?
Einem Holzprodukt sieht man nicht an, woher das Holz stammt und welche Entfernungen es zurückgelegt hat. Auch Holzarten, die bei uns wachsen, sichern noch keinen Klimaschutz, denn alle heimischen Sorten werden ebenso importiert. Je zentraler der Einkauf bei Holzverarbeitern und Handel ist, umso weniger sind Transportwege und Herkunft nachvollziehbar. Oft wissen daher auch Anbieter nicht, woher ihr Holz stammt. Zu diesem Zweck wurde das bundesweit einheitliche Zertifikat Holz von Hier entwickelt. Es gibt den ökologischen Fußabdruck von Holzprodukten wieder und es garantiert und dokumentiert kurze Transporte entlang der gesamten Verarbeitungskette vom Wald an.
Als Verbraucher und Konsumenten haben wir alle einen großen Einfluss auf den Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten. Die Beachtung der Herkunft von Holz in den Dingen, die wir kaufen oder bauen, ist ein wichtiger Beitrag. Der gezielte Einkauf von Produkten mit einem Nachweis, wie dem Holz-von-Hier-Zertifikat, trägt zum Klimaschutz bei. Nachfragen beim Handwerker oder im Handel hilft bei der Suche ebenso weiter, wie ein Blick auf die Website www.holz-von-hier.de. Hier findet man Betriebe, die zertifizierte Holzprodukte aus heimischer Gewinnung anbieten.
Diesen Beitrag verfassten Gabriele Bruckner und Philipp Strohmeier für das greenhome Magazin
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Fotos: HOLZ VON HIER