Die neuen House-Meister
Je effizienter ein Haus Energie verbrauchen soll, umso vernetzter muss es gesteuert werden. Neben ökologischen und ökonomischen Pluspunkten können Gebäudeautomation und Vernetzung sogar soziale Vorteile bringen.
Gebäude sollen komfortabel sein. Ein frühes Resultat dieser Forderung war die Fernsteuerung für das Garagentor. Ohne dass man selbst Hand anlegen musste, wurde reagiert. Schon bald halfen Wärmepumpen – damals noch mit einem geringen Wirkungsgrad – das Haus zu heizen. Zunehmend wurde es ökologisch und ökonomisch. Und schließlich wurde für mehr Sicherheit gesorgt und die Funktion von Technikkomponenten wie der Wärmepumpe kontrolliert.
Heute werden Heizung, Lüftung und Licht für effizientere Energienutzung geregelt; für mehr Sicherheit gibt es Überwachungskameras, Schließsysteme und Alarmanlagen; für mehr Komfort werden Musik, Türen, Fenster, Jalousien, Markisen oder Rollos gesteuert.
Die Übergänge zwischen Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz sind fließend. Ein elektrischer Rollladen beispielsweise ist nicht nur komfortabel. Wenn er sich zudem in einer kalten Winternacht automatisch wieder schließt, verhindert er das Auskühlen der Räume. Das spart sogar bis zu 25 Prozent Energie fand das Fraunhofer Institut für Bauphysik heraus. Im Sommer kann er zudem vor Überhitzung schützen und Kühllasten reduzieren.
Vernetzt heizen
Je mehr Komponenten sich gegenseitig mit Informationen versorgen, umso effizienter wird das System Haus. Wenn beispielsweise der Fenstergriff mit einem Sensor ausgestattet ist, kann er per Signal die Heizung abschalten solange gelüftet wird.
Der Energieverbrauch für ein angenehmes Hausklima lässt sich durch eine intelligente Regelung reduzieren. Regenerative Wärmeerzeugung, Wärmeverbrauch und Lüftung werden in Abhängigkeit vom Außenklima sowie bedarfszeit-, und baukonstruktionsgerecht gesteuert. Ihre Effizienz steigt mit einer sinnvollen Vernetzung. Wenn der Heizkessel beispielsweise weiß, was für Anforderungen aktuell und in naher Zukunft an ihn gestellt werden, kann er die Schaltfrequenz und damit die Wärmeverluste minimieren sowie Wartungsintervalle und Haltbarkeit vergrößern. Die Kosten, die eine korrespondierend geregelte Anlage produziert sind signifikant niedriger. Einfamilienhäuser lassen sich heute mit konfektionierten Steuerungssystemen gut regeln. Für Mehrfamilienhäuser oder komplexere Systeme kann unter Umständen auch ein eigens dafür programmiertes System sinnvoll sein.
Modernisierer, die sich unsicher sind, ob ein bestehender Heizkessel und die Heizkörperventile optimal regeln und die Heizungspumpe richtig dimensioniert ist, können als ersten Schritt die bestehende Heizanlage normgerecht prüfen lassen. Eine Modernisierung kann sich lohnen. So sparen hocheffiziente Heizungspumpen bis zu 60 Prozent Energie gegenüber konventionellen Pumpen. Das belegt das von der EU geförderte europäische Intelligent Energy-Programm.
Soziales Leben
Das Ziel von Ambient Assisted Living (AAL) ist es, die Lebensqualität für Menschen in allen Lebensabschnitten zu erhöhen. Die Arbeitsgruppe Health & Care Solutions im Fraunhofer Institut beispielsweise entwickelte das intelligente Bad: inBath. Von ihm profitieren besonders geistig oder körperlich beeinträchtigte Menschen. Im inBath werden von vernetzten Sensoren Erinnerungshilfen zur täglichen Körperpflege bereitgestellt. Es erinnert beispielsweise an Medikamente und dokumentiert ihre Einnahme. Bei Bedarf wird eine externe Pflegekraft informiert.
Auf diese Weise soll die Autonomie der Nutzer erhöht und ein längerer Verbleib in der gewohnten Umgebung ermöglicht werden. 2009 eröffnete das Forschungszentrum Informatik (FZI) in Karlsruhe eine Demonstrationswohnung, bestehend aus Wohnküche, Schlafzimmer und Bad. In der Wohnung sind rund 30 vernetzte Sensoren und Geräte eingebaut, zum Beispiel ein Stürze erkennender Fußboden und ein EKG messender Fernsehsessel.
Künstliche Intelligenz?
Menschen träumen davon, dass ihr Haus „weiß“, wer sich wo aufhält oder bei welchem Licht und welcher Raumtemperatur er sich besonders wohl fühlt. Sie träumen von einer künstlichen Intelligenz als Schaltzentrale, oftmals auch befeuert durch Medienberichte und Softwarefirmen, die in ihren Aussagen weiter sind als in ihren Möglichkeiten. Doch Zurzeit ist das Haus nur so schlau wie der Bauherr. Ein intelligenter Bewohner entscheidet letztlich, wie viel Arbeit er sich durch die Haustechnik abnehmen lässt.
Der Artikel wurde von Achim Pilz für das greenhome Magazin verfasst