Smart Strom sparen

Smart-Metering3Zahlreiche Energieversorger haben zum neuen Jahr ihre Strompreise kräftig erhöht. Ein Ende der Preisspirale ist nicht abzusehen. Viele Verbraucher fragen sich, ob es Wege gibt, den Kostenanstieg wenigstens etwas abzufedern. Eine Möglichkeit ist ein intelligenter, vernetzter Stromzähler.

Oft starten wir mit guten Vorsätzen ins neue Jahr. Weniger rauchen, mehr Sport treiben oder sich gesünder ernähren. Wie wäre es mal mit weniger Energie verbrauchen? Gerade jetzt wäre das wirklich angebracht. Denn zu Beginn des Jahres 2013 sind die Strompreise kräftig geklettert. Nach Informationen des Verbrauchsportals check24 erhöhten rund die Hälfte aller Energieversorger ihre Preise um zehn bis 15 Prozent. Eine Familie mit einem Jahresstromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden zahlt jetzt etwa 100 bis 150 Euro mehr als im Vorjahr. Dabei ist Stromsparen leichter als man denkt: Die intelligenten Stromzähler, auch Smart Meter genannt, machen den Stromverbrauch transparent und decken damit versteckte Kosten auf.

Kosten im Blick behalten
Das Beispiel von Germar Büngener zeigt, wie Stromsparen mit dem Smart Meter funktioniert. Gemeinsam mit seinen Kindern und seiner Frau spürte Mediziner Büngener versteckte Stromfresser auf und fahndete nach Möglichkeiten, Energie zu sparen. Familie Büngener wohnt heute in Ravensburg, zählte aber bis vor kurzem zu den rund 1.600 Haushalten in Friedrichshafen am Bodensee, die mit Smart Metern ausgestattet sind. Seine Arztpraxis betreibt Germar Büngener nach wie vor in Friedrichshafen. Das Prinzip des Smart Metering ist einfach: Die intelligenten Zähler senden Informationen über die aktuell verbrauchte Strommenge alle 15 Minuten an den Stromanbieter. Diese Werte überprüft man dann so wie seinerzeit Familie Büngener in einem geschützten Onlineportal des eigenen Energieversorgers. Eine grafische Darstellung der Verbrauchswerte zeigt dabei an, wie sich der Stromverbrauch über einen bestimmten Zeitraum hinweg verändert hat oder welchen Sprung der Verbrauch beim Ein- oder Ausschalten eines Geräts im Haushalt macht.

Die Transparenz der Verbrauchsdaten sorgte bei den Büngeners für ein großes Aha-Erlebnis. Richtig schockiert war die vierköpfige Familie zum Beispiel über den enorm hohen Stand-by-Verbrauch der Kaffeemaschine. Rund 41 Euro Stromkosten im Jahr verursacht ein durchschnittlicher Kaffeevollautomat. Auf der Suche nach weiteren versteckten Kostenfressern wurde Germar Büngener sogar in den hintersten Winkeln seines Hauses fündig. In einer Rumpelkammer entdeckte er eine alte Tiefkühltruhe, die zwar in Betrieb war aber kaum benutzt wurde. Ist ein Stromfresser erst mal gefunden, verringert ein neues stromsparendes Gerät den Energieverbrauch erheblich. Eine neue Kühltruhe verbraucht beispielsweise bis zu 80 Prozent weniger Strom als eine alte. Aufgrund des Smart Meters entwickelte die Familie ein neues Kostenbewusstsein für Strom. So fährt Germar Büngener in der Mittagspause die sieben PC-Arbeitsplätze seiner Praxis bis auf den Server herunter und reduziert den Verbrauch von 2.000 auf 600 bis 800 Watt in der Stunde.

Mehr Transparenz
Smart-Metering2Die Büngeners sind nicht die Einzigen in Friedrichshafen, die den Smart Meter zu schätzen gelernt haben. Auch Thomas und Ute Aisenpreis sind mittlerweile vom Nutzen der neuen Stromzähler mehr als überzeugt: „Anfangs haben wir uns schon gefragt, brauchen wir Smart Metering? Schließlich beherzigen wir bereits die gängigen Stromspartipps.“ Anhand der Verbrauchskurve ist dem Ehepaar jedoch aufgefallen, wie viel Strom zum Beispiel der Trockner wirklich zieht und dass ein einziger Trocknungsdurchgang bereits knapp 50 Cent kostet. Deshalb trocknet die Wäsche bei schönem Wetter wieder draußen. Auch Familie Kesici kam mithilfe der Smart Meter versteckten Kosten auf die Schliche. „Wir haben ein besseres Gefühl dafür bekommen, welche Geräte in unserem Haushalt die höchsten Energiekosten verursachen“, berichtet Kürsad Kesici. „So habe ich schnell gemerkt, dass unser Warmwasserboiler ein echter Stromfresser ist.“ Seitdem hat der Familienvater die Temperatur des Wassertanks um einige Grade gedrosselt und spart nun mehr als 100 Euro im Jahr.

Spareffekte ausnutzen „Wie viel Strom Haushalte mithilfe von Smart Metern letztendlich genau sparen, lässt sich nicht pauschal beziffern, da dies stark vom individuellen Verbrauchsverhalten abhängt“, erklärt Gabriele Riedmann de Trinidad. Sie leitet bei der Deutschen Telekom das Konzerngeschäftsfeld Energie und liefert gemeinsam mit dem regionalen Versorger aktuelle Verbrauchsdaten an die jeweiligen Haushalte in Friedrichshafen. „Nach unserer Erfahrung sparen Haushalte im Durchschnitt rund vier Prozent der Kosten.“ Das klingt zunächst nicht unbedingt nach viel Geld. Aber umgerechnet auf den deutschen Stromverbrauch entspricht dies einer jährlichen Einsparung von etwa fünf Terawattstunden Strom oder einer Milliarde Euro weniger Stromkosten.

Der Spareffekt von vier Prozent kann nach Angaben des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung sogar noch höher ausfallen. Die Wissenschaftler des Instituts untersuchten im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung 18 Monate lang das Konsumverhalten von 2.000 Testhaushalten in Deutschland und Österreich. Kunden, die zusätzlich zum Smart Meter auch einen zeitvariablen Stromtarif nutzten, sparten bis zu zehn Prozent. Denn nachts, wenn Stromüberschuss im Netz besteht, kostet die Kilowattstunde zwischen zwei und acht Cent weniger. Verbraucher, die stromfressende Tätigkeiten wie Wäschewaschen oder Geschirrspülen gezielt auf den späten Abend verlegen, profitieren – eine vierköpfige Durchschnittsfamilie spart bereits rund 100 Euro pro Monat.

Lastvariable Tarife
In Zukunft sollen Verbraucher nicht nur von zeitvariablen, sondern auch von lastvariablen Tarifen profitieren. „Damit erwarte ich für Verbraucher Kilowattstundenpreise, die zu bestimmten Zeiten bis zu 30 Prozent unter dem jetzigen Preis liegen“, erklärt Gabriele Riedmann de Trinidad. Fegt eine frische Brise über Norddeutschland, steigt die Strommenge aus Windkraftanlagen, und der Preis sinkt. Besonders günstig dürften auch solche Tarife nachts werden, wenn die Nachfrage gering ist. Es lohnt sich also, wenn die programmierte Spülmaschine zu später Stunde anspringt oder auch der Nachtspeicherofen, der gerade wieder vor einer Renaissance steht.
Langfristig werden Smart Meter jedoch nicht nur in den Haushalten für Stromspareffekte sorgen.

Mehr Flexibilität im Netz
Die Geräte sollen zukünftig die nötigen Informationen liefern, um die Auslastung des Netzes zu steuern und den Strom von erneuerbaren Energien besser zu nutzen. Bisher sind unsere Stromnetze auf die Bereitstellung einer bestimmten Strommenge ausgelegt. Windräder und Solaranlagen erzeugen aber nicht kontinuierlich Strom, sondern nur, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint. Und dann oftmals so viel, dass man diese Energie nicht komplett nutzen kann. Smart Meter informieren nicht nur Energieversorger über den aktuellen Verbrauch, sie liefern Verbrauchern auch Informationen, ob gerade viel oder wenig Strom produziert wird. Ist wenig Strom vorhanden, steigt der Preis, wird viel erzeugt, fällt er. Intelligente Zähler sind also wichtiger Baustein, um in Zukunft Angebot und Nachfrage von Stromverbrauch und -produktion genau zu regeln. Verbraucher könnten dann noch mehr sparen, indem sie Strom verbrauchen, wenn er günstig ist.

Smart Meter überall
Smart-Metering1Wegen des Sparpotenzials der Smart Meter will die Europäische Union die neuen Zähler bis zum Jahre 2022 in alle Haushalte der EU einbauen lassen. In einigen Staaten, wie Schweden und Italien, verfügen die meisten Verbraucher bereits über intelligente Zähler. In anderen Ländern wie Spanien, Portugal, Frankreich oder Großbritannien wird die flächendeckende Auslieferung und Installation vorbereitet. In Deutschland sind die neuen Zähler noch nicht im großen Maßstab Pflicht. Sie müssen lediglich in Neubauten und bei Komplettsanierungen installiert werden sowie bei einem Jahresverbrauch von mehr als 6.000 kWh. Jedoch ist der Einbau der Smart Meter nicht unumstritten. Einige Verbraucher fürchten, dass Sie durch die neuen Geräte zum gläsernen Energiekunden werden. Die Dienstleister reagieren auf solche Sorgen mit immer neuen, verfeinerten Vorkehrungen zur  Datenverschlüsselung und Übertragung. Schließlich soll beim Stromverbrauch gespart werden und nicht an der Datensicherheit.

Fotos: Deutsche Telekom

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