Putz bringt Schutz und schmückt Fassaden

Jeder sieht ihn im Vorübergehen, doch kaum einer kennt seine ganze Vielfalt: Von der alten Villa unter Denkmalschutz über Mehrgeschossgebäude im Bestand bis hin zum schmucken Einfamilienhaus werden Fassaden gedämmt und größtenteils mit einem Putz beschichtet. Doch Putz ist nicht gleich Putz! Für den Einsatz auf holzfasergedämmten Außenwänden kommen sowohl mineralische als auch pastöse Ausführungen in Betracht. Der Verband Holzfaser Dämmstoffe stellt einige Unterschiede vor und bietet Entscheidungshilfe.

„Je nach dem, welche Bindemittel, Füllstoffe und Farbpigmente bei der Herstellung verwendet werden, unterscheiden sich mineralische von pastösen Putzen in ihren Eigenschaften, Erscheinungsformen und Verwendungsmöglichkeiten“, sagt Dr.-Ing. Tobias Wiegand, Geschäftsführer beim Verband Holzfaser Dämmstoffe (VHD) in Wuppertal. Diese Vielfalt eröffnet reizvolle Perspektiven, wenn es darum geht, die Fassade eines Hauses durch ein Wärmedämmverbundsystem auf Holzfaserbasis energetisch auf den neusten Stand zu bringen und zugleich das äußere Erscheinungsbild mit einem frischen Putz sehenswert zu gestalten. Wer einen Neubau plant oder einen Altbau dämmen will, sollte daher auch an die Beschichtung der Fassade denken.

Um am Ergebnis der Baumaßnahme lange Freude zu haben, müssen Putz und Trägerplatte bauphysikalisch miteinander harmonieren. Dafür sorgt ein mehrschichtig aufgebautes Putzsystem. Es besteht aus einem Grundputz mit eingebettetem Armierungsgewebe und dem Oberputz in gewünschter Farbigkeit, Struktur und Körnung. Welcher Putz sich mit welcher Dämmplatte kombinieren lässt, kann man der bauaufsichtlichen Zulassung entnehmen, die für jedes Wärmedämmverbundsystem in Deutschland vorliegen muss – unabhängig davon, ob es auf natürlichen Holzfaserplatten oder anderen Materialien basiert.
Bei Wärmedämmverbundsystemen auf Holzfaserbasis lässt sich zumeist zwischen mineralischen Beschichtungen und verschiedenen pastösen Putzen wählen.

Kleine Putzkunde

Mineralische Putze erleben derzeit eine Renaissance und werden für holzfasergedämmte Außenwände verstärkt nachgefragt. Auf die Baustelle werden sie grundsätzlich trocken angeliefert. Durch wohldosierte Zugabe des so genannten Anmachwassers entsteht aus dem pulverförmigen Material vor Ort ein verarbeitbarer Putzmörtel. Beim Beschichten holzfasergedämmter Außenwände wird in diesen Grundputz zunächst ein Armierungsgewebe eingebettet. Obenauf folgt dann der sichtbare Oberputz in seiner jeweiligen Körnung und Struktur. Gut zu wissen: Weiße oder farbig durchgefärbte Putzmörtel werden bisweilen auch als Edelputze, Edelkratzputze oder Reibeputze angeboten. Unabhängig von der jeweiligen Benennung müssen ihre Eigenschaften DIN 18550 entsprechen. Als Bestandteil eines Wärmedämmverbundsystems ist es darüber hinaus erforderlich, dass ihre Verwendung in der bauaufsichtlichen Systemzulassung ausdrücklich geregelt ist.

Bei den pastösen Putzen kommen vor allem drei Varianten zur Beschichtung holzfasergedämmter Außenwände in Betracht: Dispersionsputze, Dispersions-Silikatputze und Siliconharzputze. Dispersionsputze gelten als besonders elastische Fassadenbeschichtungen, die sich feuchte- und/oder wärmebedingten Ausdehnungen der Putzträgerplatte flexibel anpassen können. Hohe mechanische Belastbarkeit bzw. geringe Beschädigungsneigung sowie eine lange Produktlebensdauer zeichnen Dispersionsputze aus. Darüber hinaus lassen sie sich auf vielfältige Weise einfärben, weshalb sie vor allem bei gestalterisch zu veredelnden Objekten gefragt sind.
Dispersions-Silikatputze kennzeichnet eine überdurchschnittlich hohe Wasserdampfdurchlässigkeit. Sie werden bevorzugt in der Baudenkmalpflege eingesetzt (z. B. beim Restaurieren von Schlössern und Kirchen), kommen aber auch als Schlussbeschichtung von Fassadendämmsystemen in Betracht, zumal sie in Kombination mit Holzfaserplatten eine sehr geringe Schmutzanfälligkeit aufweisen. Ferner hat es sich gezeigt, dass Dispersions-Silikatputze unter Tageslichteinwirkung kaum ausbleichen. Darüber hinaus werden sie als wetterbeständig und hoch diffusionsfähig angesehen, zumal sie unter Feuchteeinfluss kaum zum Quellen neigen. Auf Holzfaserdämmplatten aufgebracht, erweisen sie sich außerdem als bemerkenswert unempfänglich für Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze oder Algen, die Oberflächen aller Art ansonsten gern besiedeln. Bei der Farbtonwahl ist allerdings eine Einschränkung hinzunehmen: Dispersions-Silikatputze können nur mit anorganischen Pigmenten eingefärbt werden; orangefarbene Dispersions-Silikatputze sucht man also vergebens.

Silikonharzputze erfreuen sich als Bestandteil von Wärmedämmverbundsystemen auf Holzfaserbasis größter Beliebtheit. Das Bindemittel dieser modernen Außenputze wird in Wasser emulgiert; Lösemittel sind also überflüssig, was dem ökologischen Charakter eines Wärmedämmverbundsystems auf Holzfaserbasis entspricht. Silikonharzputze können in großen Mengen industriell hergestellt werden und kommen unter anderem im Fertigbau sowie im zimmermannsmäßigen Holzrahmenbau auf Dämm- und Putzträgerplatten zum Einsatz. Ihr Diffusionsvermögen ähnelt dem mineralischer Edelputze. Zudem verhalten sich Putze auf Silikonharzbasis ähnlich wasserabweisend wie reine Dispersionsputze; sie funktionieren dabei nach dem Prinzip eines feinmaschigen Gewebes, das Wasserdampf von innen nach außen abziehen lässt, auf umgekehrtem Weg das Eindringen von Feuchtigkeit aber blockiert. Fachgerecht applizierte Silikonharzputze sind schlagregenfest und beeindrucken durch ausgeprägte Selbstreinigungseffekte. Da sie die positiven Eigenschaften reiner Dispersionsputze mit denen der Silikatputze in sich vereinen, wissen Silikonharzputze auch auf holzfasergedämmten Außenwänden zu überzeugen. Für Wohngebäude, deren Fassaden mit Holzfaserplatten gedämmt werden sollen, sind sie somit eine zeitgemäße Wahl.

Die Frage der Farbe
Bei der Farbwahl entscheiden sich die meisten Bauherren und Hauseigentümer traditionell für Weiß, Pastellgelb oder eine andere – vornehmlich helle – Tönung. Das rührt einerseits daher, dass Weiß und helle Farben Sauberkeit signalisieren und die Fassade gepflegt erscheinen lassen. Andererseits hängt diese Vorliebe auch mit dem so genannten Hellbezugswert zusammen: Der Fachbegriff markiert den Reflektionsgrad eines Farbtons zwischen Schwarz und Weiß. Dabei gilt: Je kleiner der Hellbezugswert ist, desto dunkler ist der Farbton – und umso größer ist die potenzielle Oberflächenspannung des eingefärbten Putzes unter Temperatureinwirkung. Lange Zeit wurde daher von vielen Herstellern empfohlen, dass der Hellbezugswert von Putzen bei Fassadendämmmaßnahmen immer größer als 20 sein sollte; ansonsten bestünde durch temperaturbedingte Überdehnung der Putzoberfläche ein erhöhtes Rissbildungsrisiko. Durch modifizierte Putzrezepturen kann der Hellbezugswert neuerdings jedoch auch unter 20 gesenkt werden. Betont dunkel gestaltete Fassaden werden dadurch möglich, sofern das gestalterisch erwünscht ist und den Geschmack des Auftraggebers trifft. Mit einer Entscheidung für eine helle oder weiße Putzfassade sind Bauherren und Modernisierer in jedem Fall auf der sicheren Seite, weshalb Hausbauunternehmen, Maler- und Stuckateurbetriebe ihren Kunden eher zu hellen Putzfassaden raten.

Putzfassaden regelmäßig warten
Putzfassaden sind Wind und Wetter ganzjährig ausgesetzt und bedürfen daher regelmäßiger Wartung. Dazu gehört in erster Linie die Kontrolle auf Dichtheit sowie das regelmäßige Streichen der Fassade. Für Wartungsanstriche sollten ausschließlich die von den Herstellern empfohlenen bzw. die in den Zulassungen genannten Produkte verwendet werden.

Etwa ein- bis zweimal pro Jahr sollte jeder Hauseigentümer den Putz einer gründlichen Sichtkontrolle unterziehen; insoweit besteht kein Unterschied zwischen Holzfaser-WDVS und anderen WDVS oder sonstigen Putzfassaden. Die Gefahr einer möglichen Veralgung ist bei Holzfaser-WDVS allerdings geringer, da an den Oberflächen aufgrund des hohen Wärmespeichervermögens von Holzfaserdämmstoffen seltener als auf anderen Putzträgerflächen Kondensat anfällt, das Algen zur Ausbreitung brauchen.

Fassaden kreativ gestalten
Manche wirken elegant und glatt durch eine besonders feine Körnung, andere sind eher grob strukturiert und machen einen rustikalen Eindruck: Putze bieten auf holzfasergedämmten Außenwänden schier unendlich viele Möglichkeiten der Gestaltung. Damit das Ergebnis zum Gebäude passt und den Geschmack des Bauherrn trifft, sollten man sich vor einer Entscheidung für die eine oder andere Ausführung von einem versierten Architekten oder Stuckateur beraten lassen. Denn die Beschichtungsmöglichkeiten sind vielfältiger, als die meisten Hausbesitzer ahnen.

Quelle: Verband Holzfaser Dämmstoffe (VHD)

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