Die Siegel-Frage

Öko-Siegel sollen Verbrauchern bei der Wahl für ein umweltfreundliches und wohngesundes Bau-Produkt helfen. Auf dem Markt gibt es viele Zeichen, Doch welche erfüllen diese Kriterien? Greenhome hat sich mit dem Thema beschäftigt und zeigt Ihnen einige der bekanntesten Label – und worauf Sie achten müssen.

Wohngesundes und ökologisches Bauen steht bei immer mehr Deutschen hoch im Kurs. Doch wie setzen sie es um? Dieser Frage geht die von BENZ24 beim unabhängigen Meinungsforschungsinstitut Innofact beauftragte Studie „Wohngesundes Deutschland 2018/2019 nach. Dafür wurden Verbraucher und Experten vom Berufsverband Deutscher Baubiologen e. V. befragt. Das Ergebnis: „Die Deutschen möchten wohngesund bauen, wissen aber nicht wie.“ Deswegen orientieren sich 63 Prozent an Gütesiegeln. Sie bieten vielen Verbrauchern eine erste Orientierungshilfe. Siegel suggerieren, wir sind nachhaltig und gut. Dabei sollten Sie bedenken: Label ist nicht gleich Label. Jedes Gütezeichen hat seine Vor- und Nachteile und bewertet ein Produkt nach anderen Kriterien – oder lässt Aspekte weg. Eine ökologische Wandfarbe wurde vielleicht umweltbewusst hergestellt, muss aber nicht wohngesund sein. Wie dieses Beispiel noch einmal verdeutlicht, werden die Begriffe wohngesund und ökologisch oft gleichgesetzt. Sie haben aber unterschiedliche Bedeutungen. Wohngesund bedeutet, ein Stoff ist frei von Schadstoffen und beeinträchtigt nicht die Gesundheit. Ökologisch steht für eine nachhaltige Produktionskette. Das müssen Verbraucher bei der Wahl ebenfalls bedenken. Das heißt aber nicht, dass Sie Gütesiegeln nicht vertrauen können. Sie sollten diese am besten immer überprüfen und dann erst das Produkt kaufen.

Genau prüfen
„Man muss schon sehr intensiv recherchieren, was genau welches Gütezeichen ‚kann‘. Selbst Fachleute sind hier oft überfordert“, sagt Johannes Schmidt vom Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit (IBN) und rät Käufern, „sich bezüglich einer wohngesunden und ökologischen Bauweise von entsprechend ausgebildeten, erfahrenen und unabhängigen Fachleuten beraten zu lassen.“ Deshalb gilt, lassen Sie sich Sicherheitsdatenblätter oder technische Datenblätter über die Produkte zeigen. Falls Bewohner auf bestimmte Stoffe allergisch reagieren, ist es ratsam, diese im Labor untersuchen zu lassen. Dadurch wissen Sie genau, ob das Produkt wohngesund ist. Denn „letztendlich sollen Baustoffe bestmöglich frei von Schadstoffen sein und eine gute Ökobilanz aufweisen“, ergänzt Johannes Schmidt. Eine gute Informationsquelle ist auch die Europäische Gesellschaft für gesundes Bauen und Innenraumhygiene (EGGBI). Auf www.eggbi.de finden Sie eine Liste mit über 50 Gütezeichen für Baustoffe und Produkte für das Wohnumfeld. Unter den gelisteten Labeln finden sich viele bekannte ökologische Zeichen.

Für einen ersten Überblick zeigen wir Ihnen einige ausgewählte Bau-Gütezeichen. Darunter sind nicht bloß Umweltzeichen, sondern auch Nachhaltigkeitssiegel.

NaturePlus
www.natureplus.org

Unter den Bausiegeln ist das natureplus-Siegel ein wahres Nachhaltigkeitsabzeichen für alle Produkte rund ums Bauen. Es setzt hohe qualitative Maßstäbe an die zu bewertenden Baustoffe. Alle damit ausgezeichneten Produkte schützen Umwelt sowie die Gesundheit, stammen aus nachhaltigen Quellen und sind frei von giftigen Stoffen. Mit dem Siegel gibt der natureplus e.V Verbrauchern eine Orientierungshilfe, um wirklich unbedenkliche und ökologische Marken zu finden. Dabei steht es für hohe qualitative Anforderungen an Klimaschutz, Wohngesundheit und Nachhaltigkeit. Diese drei Säulen bilden das Fundament des Labels und seiner Bewertungskriterien. Es ist somit auch europaweit das einzige Umweltlabel, das seine Überprüfung auf wissenschaftliche Maßstäbe stützt. Das Verfahren läuft so ab: Der Hersteller beantragt beim natureplus institute SCE eine Zertifizierung. Das Institut überprüft, ob das Produkt den festgelegten Kriterien entspricht. Akkreditierte Labore, wie das eco-Institut, nehmen Proben. Danach untersuchen sie die Ökobilanz: Die Prüfer achten beispielsweise darauf, dass die Baustoffe aus natürlichen Ressourcen stammen oder recycelt werden können. Wenn alles stimmt, erhält das Produkt das Siegel mit einem Zertifikat. Nach einer festgelegten Zeit müssen die Produkte erneut geprüft werden.

eco Institut Label
www.eco-institut.de

Ein weiteres Label mit einem wohngesunden und ökologischen Anspruch ist das eco-Institut-Label. Baumaterial ohne bedenkliche Stoffe werden vom unabhängigen eco-Institut mit dem Gütesiegel ausgezeichnet. Der Fokus liegt besonders auf der Raumluftanalyse. Obwohl es kein Nachhaltigkeitssiegel ist, versucht das Umweltzeichen Produkte mit ihren Kriterien ökologischer und gesünder zu machen. Die Produkte dürfen die Raumluft nicht mit giftigen Ausdünstungen belasten. Die Anforderungen des Instituts sind sehr streng. Die selbst aufgestellten Grenzwerte liegen weit unter den gesetzlichen Vorgaben. Die fundierten Kriterien überprüft das eco-Institut vorab. Erfüllen die Produkte die Grundanforderungen, untersucht das Labor die Proben auf die festgelegten Maßstäbe. Jedes Produkt bekommt eine Zertifizierungsnummer und lässt sich so eindeutig zuordnen. Das Label ist auf zwei Jahre begrenzt. Produkte müssen sich deshalb einer erneuten Prüfung unterziehen, wenn der Hersteller seine Produkte weiterhin mit dem Label zertifizieren will. In der Datenbank des Eco-Instituts finden Sie unter der Rubrik „Zertifizierte Produkte“ alle ausgezeichneten Bauprodukte.

Der Blaue Engel
www.blauer-engel.de

Das blaue Umweltzeichen gehört in Deutschland zu den bekanntesten Gütezeichen. Seit 1978 kennzeichnet es Produkte, die bestimmte Kriterien erfüllen müssen. Das sind „insbesondere die Auswirkungen der Produkte und Dienstleistungen auf die Umwelt: auf das Klima, die Ressourcen, das Wasser, den Boden und die Luft“, schreibt der Blaue Engel nach eigenen Angaben. Alle damit gekennzeichneten Baustoffe oder Heiztechniken müssen schad- und emissionsfrei sein. Die vom Umweltbundesamt erstellten Kriterien, werden von einer unabhängigen Jury beschlossen. Vorher benennt das Fachgremium, welche Produkte das Siegel erhalten sollen. Sie besteht unter anderem aus Vertretern von Industrie, Umweltverbänden und anderen Organisationen. Das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) ist Zeicheninhaber und gibt die Bewertungen der Jury bekannt. Die RALg GmbH überprüft als unabhängiges Labor die Anforderungen an den Produzenten und vergibt das Zeichen. Dafür müssen die Hersteller einen Fragenkatalog ausfüllen, indem sie mit Messwerten versichern, die geforderten Kriterien an das Produkt zu erfüllen.

FSC
www.fsc-deutschland.de

Die gemeinnützige Organisation Forest Stewardship Council (FSC) setzt sich auf internationaler Ebene für den Schutz der Wälder ein. Das Siegel kennzeichnet Holzprodukte, die ökologisch und nachhaltig produziert wurden und die ganze Lieferkette dokumentieren. Pestizide dürfen nicht zum Einsatz kommen. Illegale Rodungen sind ebenso verboten wie Holz, das aus zu Plantagen umgewandelten Naturwäldern kommt. Außerdem stellt der FSC sicher, dass faire sowie sichere Arbeitsbedingungen herrschen. Die Mitglieder stammen aus der Holz- und Forstwirtschaft, Umweltverbänden oder indigenen Völkern. Die Hersteller müssen die gesamte Produktkette aus zertifizierten Betrieben nachweisen. Das überprüfen die Zertifizierer jährlich. Deutsche Holzbetriebe können auch eine Gruppenzertifizierung mit dem Naturland-Siegel erhalten. Ansonsten bekommen Produkte entweder ein 100 Prozent, ein Mix- oder Recycling-Siegel des FSC verliehen

Eco-Label der EU
www.ecolabel.eu

Das freiwillige Umweltzeichen wurde 1992 von der EU eingeführt und wird von der Europäischen Kommission initiiert. Das Eco-Label gilt in allen Mitgliedsstaaten. Es kennzeichnet Produkte, die sich weniger schädlich auf die Umwelt auswirken als vergleichbare Marken. Die festgelegten Kriterien sind in allen EU-Ländern gleich. Diese Anforderungen bestimmt das European Union Ecolabelling Board (EUEB) auf europäischer Ebene. Die Prüfung findet durch nationale Prüfstellen statt. In Deutschland sind das Umweltbundesamt und die RALg GmbH zuständig für die Prüfung und Auszeichnung. Unternehmen können freiwillig entscheiden, ob sie das Zeichen verwenden. Das Gütesiegel gilt so lange, bis neue Kriterien vorliegen. Dann müssen Hersteller den Zertifizierungsprozess wiederholen.

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