Smart-Home für jedes Budget

Von einigen hundert bis mehreren tausend Euro: Smart-Home-Systeme gibt es in den verschiedensten Preis- und Ausstattungsklassen. Doch welche Variante ist die passende für Ihr Zuhause?

Von Andreas Frank

Viele verbinden mit einem Smart-Home, das Haus per Smartphone zu steuern. Ein wirklich smartes Zuhause braucht jedoch nur im Ausnahmefall ein Smartphone. Wenn Sie von der Arbeit nach Hause fahren, heizt sich das Smart-Home bereits automatisch auf, damit Sie es bei Ankunft warm haben. Zu Hause drücken Sie auf die Fernbedienung an Ihrem Schlüsselbund, damit sich die Alarmanlage deaktiviert und der Weg zum Haus beleuchtet wird. Und wenn Sie schließlich das Haus betreten, genügt ein Tastendruck auf den Schalter neben der Haustür, damit sich die gewünschte Lichtstimmung im Haus einstellt und die Musik zu spielen beginnt. Um die Rollos müssen Sie sich gar nicht erst kümmern, weil sie schon unten sind, seitdem es draußen dunkel ist.

„Ein Smart-Home ist dafür da, Probleme zu lösen“, formuliert es Professorin Birgit Wilkes, Leiterin des Instituts für Gebäudetelematik an der Technischen Hochschule Wildau. „Die Steuerung per Smartphone macht dabei kein intelligentes Zuhause aus. Das Smartphone ist nur als eine bessere Fernbedienung zu sehen.“

Die Zentrale macht den Unterschied

Die Aufgabe eines Smart-Homes besteht häufig darin, den Komfort und die Sicherheit zu erhöhen sowie den Energieverbrauch zu senken. Um das zu erreichen, sind die meisten Smart-Homes ähnlich aufgebaut. Es gibt eine Zentrale, mit der alle Komponenten verbunden sind. Die Zentrale legt fest, was passieren soll, wenn man auf einen Taster drückt oder wie das Zuhause im Alarmfall reagieren soll. Die Zentrale bestimmt also maßgeblich die Intelligenz eines Smart-Homes und hat erheblichen Einfluss auf dessen Möglichkeiten.

Die Zentrale definiert ebenfalls, welche Komponenten Sie im Smart-Home nutzen können. Eine Zentrale beherrscht nur bestimmte Übertragungsstandards, um mit den Komponenten zu kommunizieren. Hat eine Zentrale beispielsweise nur einen Funk-Sender für den Standard Z-Wave integriert, lassen sich nur entsprechende Komponenten verbinden.

Die Komponenten binden wiederum die verschiedenen Bereiche eines Hauses ins Smart-Home ein. Ein intelligenter Heizkörperthermostat beispielsweise die Heizung, ein vernetzter Schalter die Rollläden und eine smarte LED-Lampe die Beleuchtung.

Die Komponenten bestimmen die Kosten

Nicht der Preis der Zentrale, sondern der Preis der Komponenten bestimmt erheblich die Kosten eines Smart-Homes, denn man braucht gleich mehrere davon. Um etwa alle Heizkörper in die Steuerung einzubeziehen, benötigen Sie für jeden Heizkörper ein vernetztes Heizkörperthermostat.

Daneben wirkt sich der Installationsaufwand stark auf den Preis aus. Er besteht nicht nur in der Montage der Komponenten, sondern auch darin, die Zentrale einzurichten und das Smart-Home zu konfigurieren. Dabei gilt: Je mehr Funktionen in einem Smart-Home umgesetzt werden sollen, desto mehr Arbeitsaufwand ist auch nötig.

Abhängig vom Arbeitsaufwand, dem Funktionsumfang und letztendlich dem Preis lassen sich drei Smart-Home-Klassen unterscheiden: die Einsteiger-, Mittel- und die Premium-Klasse.

 

Einsteiger-Klasse: Smart-Home in Eigenregie

Am günstigsten fahren Sie, wenn Sie die Montage und Konfiguration selbst übernehmen. Für die Eigeninstallation werden spezielle Smart-Home-Systeme angeboten. Die Kommunikation zwischen den Komponenten erfolgt bei ihnen in der Regel per Funk, was die Installation einfacher gestaltet als bei kabelgebundenen Systemen. Sie sind so ebenfalls gut für Mietwohnungen geeignet. Denn so einfach wie sich die Systeme einbauen lassen, können Sie sie auch wieder ausbauen. Tür-Fenster-Kontakte lassen sich beispielsweise über ein doppelseitiges Klebeband an Fenstern und Türen befestigen, wo sie das Öffnen registrieren. Smarte Heizkörperthermostate befestigen Sie anstelle der konventionellen Drehregler. Vernetzte Schaltsteckdose platzieren Sie in einer Steckdose, wo sie angeschlossene Geräte ein- und ausschalten.

Wenn Sie Ihr Smart-Home selbst installieren, stoßen Sie jedoch an die Grenzen, wenn es darum geht, die Rollläden oder die vorhandenen Lichtschalter smart aufzurüsten. Denn dafür sind Arbeiten am Stromnetz notwendig, die ein Laie nicht durchführen darf. Dennoch gibt es für viele Selbstinstallationssysteme sogenannte Unterputz-Module, die in Schaltern, Verteilerdosen oder hinter Steckdosen an die Stromkabel angeschlossen werden.

Einfaches Einrichten per App

Damit der Endanwender die Systeme selbst in Betrieb nehmen kann, sind sie auf größtmögliche Bedienfreundlichkeit getrimmt. Bei der Installation helfen häufig Smartphone-Apps, die durch die einzelnen Schritte führen. Dennoch sollte Sie etwas Spaß an Technik mitbringen, wenn Sie Ihr Smart-Home selbst installieren möchten. Denn meist ist es nicht mit dem einmaligen Einrichten getan, sondern Sie müssen das System über einige Woche hinweg optimieren und Ihren Wünschen anpassen.

Besonders einfach einzurichten und zu bedienen sind Speziallösungen für einen Hausbereich: zum Beispiel Smart-Home-Systeme für die Sicherheit, zur Heizungsregelung oder zur Lichtsteuerung. Mehr Installationsaufwand ist bei universalen Smart-Home-Systemen nötig wie Telekom Magenta SmartHome, innogy SmartHome oder eQ-3 Homematic IP. Sie bringen jedoch alles mit, um Licht, Heizung, Rollos und die Alarmanlage zu steuern. Da die meisten Systeme auf eine einfache Installation optimiert sind, bestehen häufig nur eingeschränkte Einstell- und Individualisierungs-Möglichkeiten.

Anders sieht es bei Selbstinstallationslösungen aus, die sich an ambitionierte Anbieter wenden. Beispiele dafür sind Smart-Home-Zentralen wie das Fibaro Home Center 2 oder die eQ-3 CCU2. In diesem Fall wird das eigene Smart-Home jedoch schon fast zum Hobby. Denn um sich in die Systeme einzuarbeiten, muss man einige Zeit aufwenden.

Mit einem Selbstinstallationssystem können Sie bereits für wenige hundert Euro ins Smart-Home starten. Für diesen Preis erhalten Sie von vielen Hersteller ein Starterpaket, das die Zentrale und ein paar Komponenten enthält. Wer sein gesamtes Haus ausstatten will, muss jedoch mehr ausgeben und liegt schnell im vierstelligen Bereich, da Sie für jede Komponente rund 50 Euro rechnen müssen.

Mittelklasse: Smart-Home vom Profi

Sie können einen Experten beauftragen, der Ihnen ein System wie Magenta SmartHome, innogy SmartHome oder das Fibaro Home Center 2 installiert. Es gibt jedoch spezielle Systeme, die dafür entwickelt wurden, dass sie ein Profi in Betrieb nimmt. Diese finden Sie bei Herstellern, die schon lange mit Elektrikern zusammenarbeiten, beispielsweise bei Gira, JUNG, Busch-Jaeger, Hager oder Merten. Auch Spezialisten für Rollo- und Garagenmotoren wie Somfy oder Rademacher haben Smart-Home-Systeme in ihrem Programm, die von ihren Fachpartnern installiert werden.

Wenn Sie sich dafür entscheiden, dass ein Profi Ihr Smart-Home installiert, haben Sie den Vorteil, dass er Ihnen im Idealfall genau das Smart-Home zusammenstellt, das Ihren Wünschen entspricht. Das kann ein Funksystem sein, wenn Sie Ihr Zuhause nachträglich in ein Smart-Home verwandeln wollen, aber auch eine kabelgebundene Lösung.

Der Profi kümmert sich ebenfalls um die Konfiguration Ihres Systems, sodass Sie sich nicht mit der Technik auseinandersetzen müssen. Einstellungen am Smart-Home-System können Sie aber auch selbst vornehmen. Zum Beispiel, wenn Sie wollen, dass sich über einen Wandtaster ein anderes Lichtszenario einstellt oder dass morgens die Rollos zu einer anderen Zeit nach oben fahren.

Eine solche Profi-Lösung kostet natürlich mehr als ein Einsteigersystem, das Sie selbst installieren. Das liegt nicht nur an den zusätzlichen Kosten für die Installation und Konfiguration. Häufig sind hier ebenfalls die Komponentenpreise höher. Hier müssen Sie für ein Einfamilienhaus mindestens 5.000 Euro rechnen. Bei umfangreicheren Systemen, die beispielsweise auch ein Multiroom-System umfassen, liegt man nach Auskunft von Enrico Löhrke im Preisbereich von ungefähr 8.000 bis 15.000 Euro. Enrico Löhrke ist Geschäftsführer der inHaus GmbH, die auf das Beraten, Planen und Umsetzen von Smart-Homes spezialisiert ist (Interview siehe unten).

 

Premium-Klasse: Das Smart-Home als Maßanfertigung

In der Premiumklasse sind die Lösungen maßgeschneidert für ein Zuhause. Hersteller wie Gira, JUNG oder Hager, die bereits Mittelklasse-Lösungen im Programm haben, bieten auch spezielle Systeme für diesen Bereich an. Viele dieser Lösungen basieren auf dem etablierten Übertragungsstandard KNX.

Im Premiumsegment kommen Smart-Home-Zentralen zum Einsatz, die sich individuell um andere Systeme und Standards erweitern lassen. Der sogenannte Systemintegrator kann so den Fernseher, das Musiksystem, die Wohnraumlüftung, die Photovoltaikanlage oder die Pool-Steuerung ins Smart-Home integrieren – schlichtweg alles, was Sie sich wünschen. Er kümmert sich darum, dass sich alles über eine Oberfläche einfach bedienen lässt. Und er stellt sicher, dass alle Geräte optimal zusammenspielen, damit sich zum Beispiel zunächst die Waschmaschine einschaltet, wenn genügend selbstproduzierter Strom zur Verfügung steht, bevor das Elektroauto geladen wird. Oder damit die Musik zu spielen beginnt und die Lampen atmosphärisches Licht erzeugen, wenn Sie auf einen Schalter an der Wand drücken.

Solche Möglichkeiten gibt es in eingeschränktem Maße auch in der Einsteiger- und Mittelklasse. Hier ist es jedoch häufig nur möglich, ausgewählte Produkte zu integrieren. Telekom Magenta SmartHome kann zum Beispiel das Multiroom-System Sonos einbinden, aber nicht die Multiroom-Systeme Bose SoundTouch und Yamaha MusicCast.

Aufgrund des hohen Planungs- und Integrationsaufwands sind Premium-Lösungen relativ teurer. Nach der Erfahrung von Enrico Löhrke muss man bei einem Einfamilienhaus im Premium-Bereich mit mindestens 25.000 Euro rechnen. Dafür können Sie jedoch sichergehen, dass das System perfekt auf die eigenen Ansprüche abgestimmt ist und Sie auch in Zukunft viel Freude an Ihrem Smart-Home haben werden.

 

Offen oder geschlossen

Soll es ein offener Standard oder eine geschlossene Übertragungstechnologie eines Herstellers sein, worüber die Komponenten im Smart-Home miteinander kommunizieren?

Für einen offenen Standard spricht, dass sich Produkte verschiedener Hersteller kombinieren lassen und so häufig eine größere Produktauswahl besteht. Dafür ist nicht garantiert, dass alle Produkte problemlos miteinander harmonieren. Dem geht man aus dem Weg, wenn man sich für die Übertragungstechnologie eines Herstellers entscheidet. Der Nachteil ist, dass Sie sich dadurch von einem Hersteller abhängig machen. Das kann zu einem Problem werden, wenn Sie in einigen Jahren eine Komponente wechseln müssen oder Sie Ihr Smart-Home erweitern wollen, aber es den Hersteller nicht mehr gibt. Wenn Sie sich für die Übertragungstechnologie eines Herstellers entscheiden, sollten Sie darauf achten, dass es sich um einen etablierten Hersteller handelt, der wahrscheinlich auch noch in vielen Jahren existiert.

Professorin Birgit Wilkes arbeitet bei Projekten grundsätzlich nur mit offenen Standards oder zumindest mit Systemen, die eine offene Schnittstelle besitzen: „Durch die offene Schnittstelle bei einem Smart-Home-System lassen sich im Zweifelsfall immer noch andere Standards oder Systeme verbinden.”

 

Interview mit Enrico Löhrke, Geschäftsführer der inHaus GmbH. Die inHaus GmbH berät, plant und setzt Smart-Homes um.

 

Guten Tag, Herr Löhrke. Wie findet man das richtige Smart-Home-System?

Wir sprechen mit unseren Kunden zuerst über die Funktionen, die Sie sich für Ihr Zuhause wünschen und lassen die Technik außen vor. Dabei können sie sich an drei Ausstattungsvarianten orientieren. Wir verwenden dabei gerne die Analogie zum Auto und unterscheiden drei Modelle: den Klein-, den Mittelklasse- und die Oberklasse-wagen. Bei jedem Modell gibt es die Basis- und die Sonderausstattung.

Was sollte man bei der Planung eines Smart-Homes beachten?

Man muss neben der Umsetzung der technischen Funktionen vor allem das richtige Bedienkonzept für den Kunden wählen, ansonsten wird das Smart-Home nicht akzeptiert. Für die einen ist die Bedienung von vielen technischen Detailfunktionen wichtig, wohingegen andere Funktionen einfach abrufen und ganz simpel an ihre Alltagsabläufe anpassen möchten. Dementsprechend lassen sich beim Bedienkonzept unterschiedliche Philosophien berücksichtigen. So können beispielsweise in jedem Raum verschiedene Lebenssituation durch die Nutzer abgespeichert und per Schalter, App oder Sprache abgerufen werden. Eine Lebenssituation kann zum Beispiel ein „Dinner“ sein, wo unterschiedlich gedimmte Leuchten, geschlossene Rollos und die passende Musik gewünscht sind. Eine andere Philosophie besteht darin, dass man weiterhin alle Raumfunktionen einzeln über Schalter, App oder mittels Sprachbefehle steuern kann.

Wer heute ein neues Haus baut, sollte der auf Smart-Home-Technik setzen?

Ja, auf jeden Fall, auch im Hinblick auf den Werterhalt einer Immobilie. Auch wer beim Bau noch kein komplettes Smart-Home umsetzen will, sollte zumindest die Kabel dafür verlegen, um die nötige Infrastruktur vorzubereiten.

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