Waschen mit Grips

Wäre es nicht was, wenn Waschmaschine, Geschirrspüler und Trockner nur mit dem eigenem Strom vom Dach laufen? Ein intelligenter Energiemanager hilft dabei. Wir zeigen Ihnen, wie sich auch Ihre Waschmaschine mit der Photovoltaikanlage verbindet und sich ihr Haushalt selbstversorgt.

Von Andreas Frank

Muss denn wirklich alles vernetzt sein? Diese Frage kommt schnell auf, wenn es um vernetzte Haushaltsgeräte geht. Wirklich brauchen tut man sie nicht, wie so vieles im Leben. Aber vernetzte Haushaltsgeräte haben eine Menge Vorteile. Eine vernetzte Waschmaschine ist beispielsweise komfortabler als eine konventionelle, weil sie die Bewohner per Smartphone daran erinnert, wenn sie fertig ist. Außerdem können Sie die Waschmaschine von der Arbeit aus einschalten. So ist sie gerade dann fertig, wenn Sie heimkommen.

Die Sicherheit ist für manche ein noch wichtigerer Grund, um auf vernetzte Haushaltsgeräte zu setzen, vor allem beim Elektroherd. Es ist schon ein beruhigendes Gefühl, wenn man jederzeit auf dem Smartphone nachschauen kann, ob der Herd ausgeschaltet ist.

Günstigen Strom nutzen
Immer mehr Menschen setzten jedoch auf vernetzte Haushaltsgeräte, wenn es ums Energiemanagement und auch ums Geld sparen geht. Das Ziel dabei: Die Haushaltsgeräte sollen dann laufen, wenn der Strom besonders günstig ist oder, wenn er von der Photovoltaikanlage kommt, gar nichts kostet.

Relevant ist ein Energiemanagement vor allem bei Haushaltsgeräten, deren Nutzung nicht an bestimmte Zeiten gebunden ist. Bei Waschmaschine, Geschirrspüler und Trockner macht es im Normalfall keinen Unterschied, ob sie am Nachmittag oder nachts laufen. Beim Elektroherd dagegen schon. Man wird kaum die Essenszeit wegen des günstigeren Stroms verschieben.

Günstigen Strom aus dem öffentlichen Netz gibt es vor allem nachts. Voraussetzung ist, dass Sie einen Vertrag mit Tag- und Nachttarif haben. Mehr Möglichkeiten beim Sparen mit Netzstrom gibt es derzeit kaum. Zeitflexible Tarife, bei denen sich die Zeiten für günstigen Strom täglich ändern, sind gerade noch die große Ausnahme. Auch wenn schon seit Jahren über Smart Meter und Smart Grids gesprochen wird, die diese zeit-flexiblen Tarife ermöglichen würden.

Der Strom bleibt im Haus
Deshalb geht es heute bei vernetzten Haushaltsgeräten oft darum, möglichst viel vom selbst produzierten Strom der Photovoltaikanlage zu nutzen. Bedeutung hat der Eigenverbrauch vom selbstproduzierten Strom vor allem durch die sinkende Einspeisevergütung erlangt. Heute kostet der Strom aus dem Netz mehr als doppelt so viel, als man für die Einspeisung mit einer neuen Photovoltaik-Anlage erhält.

Den Strom einzuspeisen ist aber immer noch besser, als ihn einfach „wegzuwerfen“. Wenn man keine Vorkehrungen trifft, kann aber genau das passieren. Photovoltaikanlagen dürfen nur maximal 70 Prozent ihrer Maximalleistung ins Netz abgeben, wenn sie nicht am Einspeisemanagement teilnehmen – was oft der Fall ist. Indem Waschmaschine, Trockner und Geschirrspüler beim Einschreiten der 70 Prozent laufen, helfen sie also dabei, keinen Strom zu vergeuden.

Richtig komplex wird das Energiemanagement, wenn es noch weitere große Verbraucher im Haus gibt, zum Beispiel Wärmepumpe und Elektroauto. Dann muss der ideale Startzeitpunkt der Haushaltsgeräte auch zu den Zeiten passen, zu denen die Heizung und das Elektroauto benötigt werden. Genau diese Aufgabe übernehmen Energiemanagement- und Smart-Home-Systeme.

Mitdenkende Waschmaschinen
Vernetzte Haushaltsgeräte, die sich in solche Systeme integrieren lassen, gibt es vor allem von Miele, Bosch und Siemens. Ausgewählte Geräte können hier ihren Startzeitpunkt flexibel anpassen. Bei Waschmaschinen, Trocknern, Waschtrocknern und Geschirrspülern von Miele nennt sich diese Funktion SmartStart. Sie ermöglicht es, dass die Geräte von einem Energiemanager den Startbefehl erhalten. Außerdem können Sie an den Miele-Geräten eine Zeit bestimmen, wann sie spätestens starten sollen. Damit gehen Sie sicher, dass die Wäsche auch gewaschen ist, wenn sie nach der Arbeit nach Hause kommen und es tagsüber zu wenig Solarstrom gab.

In vielen Fällen ist es jedoch übertrieben, sich ein neues Gerät einzig wegen des smarten Programmstarts für das Energiemanagement anzuschaffen. Eine Alternative ist es, eine vernetzte Schalt- steckdose zu verwenden, an die Sie Waschmaschine, Trockner oder Geschirrspüler anschließen. Voraussetzung ist, dass das Gerät über eine Gedächtnisfunktion verfügt. Dass sie also ihr Programm fortsetzt, nachdem sie vom Strom getrennt wurden. Ob Geräte eine Gedächtnisfunktion besitzen, können Sie leicht ausprobieren. Ziehen Sie den Stromstecker, wenn die Maschine läuft, und schauen Sie, was passiert, wenn Sie ihn wieder einstecken.

Die Stromproduktion überwachen
Für ein intelligentes Energiemanagement müssen zusätzlich zu den Hausgeräten die Photovoltaikanlage und, falls vorhanden, der Batteriespeicher mit dem Energiemanager vernetzt sein. In vielen Fällen stellt der Wechselrichter von Photovoltaik- anlage und Batteriespeicher die Verbindung her. Lässt sich der Wechselrichter nicht anbinden, sind intelligente Energiezähler eine Option. Sie messen, wie viel Strom gerade produziert wird bzw. in den Batteriespeicher fließt und stellen die Daten dem Energiemanager bereit.

In der Praxis ist es die schwierigste Aufgabe, ein System zu finden, in das sich alle gewünschten Geräte integrieren lassen. Wer ins intelligente Energiemanagement starten will, braucht jedoch nicht unbedingt ein allumfassendes System, das Photovoltaikanlage, Stromspeicher und Hausgeräte beinhaltet. Es genügt vielleicht bereits, dass Sie Ihre Waschmaschine per Smartphone einschalten können, wenn Sie außer Haus sind und die Sonne scheint.

Das ermöglicht die Schaltsteckdose AVM FRITZ!DECT 200 (ca. 40 Euro). Sie lässt sich mit FRITZ!Box-Routern verbinden, die eine DECT-Basisstation besitzen. Um die Waschmaschine per App einzuschalten, gehen Sie wie folgt vor: Schließen Sie an die Funk-Steckdose von AVM Ihre Waschmaschine an und starten Sie den Waschgang. Danach trennen Sie über die Taste an der Schaltsteckdose die Stromzufuhr oder per App. Wenn Sie später per App die Schaltsteckdose wieder einschalten, setzt die Waschmaschine ihr Programm fort und Sie nutzen den Solarstrom.

Ein hilfreiches Zusatzfeature der FRITZ!DECT 200 ist ihre Strommess-Funktion. Damit sind Sie in der Lage, den Stromverbrauch Ihrer Hausgeräte zu analysieren. Außerdem können Sie sich informieren lassen, sobald die Waschmaschine, der Geschirrspüler oder der Trockner fertig ist. Dafür geben Sie in der FRITZ!Box-Oberfläche eine Leistungsschwelle ein. Wird dieser Wert für einen frei wählbaren Zeitraumunterschritten (z. B. für drei Minuten), bedeutet das, dass die Waschmaschine fertig ist. Die Schaltsteckdose schaltet sich aus und Sie erhalten eine Benachrichtigung.

Auch den Speedport Smart-Router der Telekom können Sie mit einer Schaltsteckdose inklusive Verbrauchserfassung verbinden. Um die Smart-Home- Funktionen des Routers voll zu nutzen, müssen Sie monatlich 5 Euro zahlen. Dafür erhalten Sie mit Magenta SmartHome aber auche ein ausgewachsene Haussteuerung. Mit der Home Base gibt es zusätzlich eine eigene Smart-Home-Zentrale von der Telekom, die mehr Funkstandards als der Router mitbringt.

In Magenta SmartHome lassen sich auch vernetzte Haushaltsgeräte von Miele, Siemens und Bosch direkt integrieren. Nur das Einbinden von einer Photovoltaik- anlage geht bislang nicht, um die Hausgeräte bei genügend selbst produziertem Strom automatisch einzuschalten.

Die Solaranlage mit dem Smart Home verbinden
Die Integration von Photovoltaikanlage und Batteriespeicher ist bei Smart-Home-Systemen von Jung, Busch-Jaeger und innogy möglich. Jung arbeitet beispielsweise bei seinem VisuPro Server mit Solaranlagen von SENEC zusammen. Dadurch sehen die Bewohner auf dem Tablet oder einem Wanddisplay den Netzbezug, die erzeugte Energie und die Stromersparnis. Die Anzeige erfolgt über das Ampel-Prinzip: Rot zeigt beispielsweise an, dass viel Strom zugekauft wurde. Grün symbolisiert, dass Photovoltaikanlage und Stromspeicher einen Großteil des Bedarfs decken konnten.

Auch das automatische Einschalten von Verbrauchern ermöglicht Jung, zum Beispiel von Wärmepumpen, die SG-ready (SG für Smart Grid) sind. Eine direkte Integration von Hausgeräten bietet Jung jedoch bislang nicht.

Das System Busch-free@home von Busch-Jaeger bringt ähnliche Möglichkeiten mit wie der Jung Visu Pro Server. Bei Busch-free@home lassen sich über das Speichersystem REACT 2 von ABB Photovoltaikanlage und Batterie verbinden. Daten wie der Speicherstatus lassen sich so per App oder Wandpanel abrufen. Über sogenannte Aktionen können ebenfalls Verbraucher über die Stromzufuhr gesteuert werden. Auch wenn sich Hausgeräte von Miele und Bosch grundsätzlich in Busch-free@home integrieren lassen, ist es bislang nicht möglich, die flexible Programmstart-Funktion im Energiemanagement zu nutzen.

Smart Home und Energiemanagement kombiniert
Bei innogy SmartHome funktioniert das mit vernetzten Hausgeräten von Miele. Für andere Marken gibt es vernetzte Schaltsteckdosen. Zusätzlich lassen sich Photovoltaikanlagen mit Wechselrichtern von SMA direkt integrieren sowie PV-Anlagen anderer Hersteller über einen Auslesekopf, der am Stromzähler montiert wird. Bei den Speichern ist innogy SmartHome mit Modellen mit SMA-Wechselrichter kompatibel sowie mit Batterien von Mercedes-Benz und innogy.

Noch mehr Freiheit bringt die Integration des innogy Energiemanagers. Er ist ebenfalls separat erhältlich und ist in der Lage, Wechselrichter und Batteriespeicher vieler weiterer Herstellern einzubinden. Der Energiemanager bringt ebenfalls zusätzlich Intelligenz mit. Damit Verbraucher möglichst mit eigenem Strom versorgt werden, analysiert er den Stromverbrauch im Haus und berücksichtigt die Wetterprognose.

Ähnlich intelligent arbeitet der Sunny Home Manager 2.0 von SMA. Auch er bezieht Faktoren wie die Wetterprognose und den Energieverbrauch der Geräte ins Energiemanagement ein.

In den Sunny Home Manager lassen sich außer den hauseigenen Wechselrichtern ebenso Wärmepumpen von Stiebel Eltron integrieren, Ladestationen von Mennekes sowie vernetzte Hausgeräte von Bosch und Siemens. Über Schaltsteckdosen besteht ebenso die Möglichkeit, Geräte anderer Marken zu verbinden.

Es gibt sie also heute schon, die intelligenten Stromnetze, zumindest im eigenen Haus. Die Schwierigkeit ist nur noch, die richtigen Geräte miteinander zu kombinieren.

Bilder: Busch Jäger, Deutsche Telekom, AVM, innogy, MEP-Werke, Senec

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