Rauhes Klima

Das Wetter schlägt immer stärkere Kapriolen. Hagel und Sturm, Regen und Dürre. Und das oft im schnellen Wechsel und in bislang ungekannter Stärke. Häuser haben heute mehr auszuhalten denn je. Ein guter Grund, dass neben dem nötigen Klimaschutz ein anderer Aspekt zunehmend eine Rolle spielt: die Klimaanpassung.

Gebäude, die von Orkanen abgedeckt werden oder unter der Last des Neuschnees zusammenbrechen, überflutete Keller und Küchen, durch die Schlammlawinen rutschten. Die Bilder in den Nachrichten mögen bei so manchem Hausbesitzer Unbehagen in die gute Stube gebracht haben. Das Wetter spielt anscheinend verrückt. Und Fragen tauchen auf: Hält mein Familiendomizil das aus? Oder: Wie soll ich überhaupt bauen? Fachleute sprechen mittlerweile von Extremwetterereignissen. Verursacht durch den Klimawandel. Als Hauptmotor dafür gilt die Emission des Treibhausgases Kohlendioxid durch das Verbrennen fossiler Energieträger.

Für den Hausbau hat daher schon lange ein hoher energetischer Standard durch effektive Wärmedämmung, sparsame Heiztechnik und den Einsatz regenerativer Energiequellen oberste Priorität. Doch die meisten Experten sind sich einig, dass sämtliche Maßnahmen, die die Produktion von klimabeeinflussenden Gasen und Schwebstoffen reduzieren, nur langfristig wirken. Zum einen wird unserem Klimasystem eine gewisse Trägheit prognos tiziert. Selbst bei einem völligen Stopp des CO2-Ausstoßes würde es demnach nur langsam reagieren.

Das Klima könnte sich noch Jahrzehnte oder Jahrhunderte weiter erwärmen. Zum anderen sind wir aber noch weit davon entfernt, auf das Verfeuern von Öl, Gas und Kohle ganz zu verzichten. Nebenbei muss auch von Seiten der Gelehrten eingeräumt werden, dass nicht alle von uns Menschen verursachte Faktoren, zum Beispiel astronomischer und geologischer Natur, kaum erforscht und mithin unkalkulierbar sind. Das Szenario zunehmender Extremwetterereignisse dient auch in Deutschland als Grundlage.

Neue Wege der Klimaanpassung werden heiß diskutiert. Städte werden neu geplant, angemessene Besiedelungs- und Landnutzungsrichtlinien erarbeitet. Wer sich den Gegebenheiten anpasst und sein Häuschen solide baut, scheint daher auf der sicheren Seite zu sein. Einige Konsequenzen wird man von staatlicher Seite ziehen. So werden beispielsweise durch Überflutung gefährdete Regionen, wie etwa Flussniederungen, künftig kaum noch bebaut.

Regen

Doch auch in Siedlungsräumen, die dieses Problem traditionell nicht haben, wird man umdenken müssen. Bedingt durch die Zunahme von Starkregen. Wer also auf der Suche nach einem Baugrundstück ist, sollte einen Bogen um Senken im Gelände machen. Hier kann beim nächsten Jahrhundertschauer schnell der Keller oder das Erdgeschoss unter Wasser stehen. Als probates Mittel gilt das Bauen auf einer leichten Erhebung. Dabei muss man nicht gleich eine meterhohe Warft aufwerfen, wie es die Bewohner der Nordseeküste seit Generationen machen, um sich vor dem Blanken Hans zu schützen. Etwa 30 Zentimeter mögen genügen.

Mancher Fachmann rät, bei der Planung auch Alternativen zu bedenken. Das heißt, Heizungsanlagen und Wirtschaftsräume oberirdisch vorzusehen. Wer glaubt, ohne Keller nicht auskommen zu können oder bereits einen unter sich hat, sollte sich für den Fall der Fälle wappnen. Dazu gehört, wo möglich, ein Siel im Boden, ansonsten eine Pumpanlage, um die Räume halbwegs wieder trocken zu bekommen. Alle stromführenden Leitungen müssen gegen Nässe isoliert sein.

Ein besonderer Tipp gegen Feuchtigkeit ist Kalkputz. Als man nach der großen Flut an der oberen Elbe im Jahr 2002 anfing, die Häuser zu sanieren, haben Schimmelexperten dringend geraten, zu diesem traditionellen und bewährten Baustoff zurückzukehren. Warum? Durch seinen hohen PH-Wert ist Kalkputz antiseptisch. Pilze und andere Mikroorganismen haben auf seiner Oberfläche keine Chance. Da Regen von oben kommt, hat das Dach besondere Aufmerksamkeit verdient. Aus gutem Grund gibt es kaum wirkliche Flachdächer. Eine leichte Schräge von 2,5 bis 3 Prozent wird man immer finden, um das Regenwasser abzuleiten. Für starkregengefährdete Gebiete wird eine Neigung des Daches von mindestens 20 Prozent angeraten!

Schnee/ Schneelast

Neben dem Regen stellt auch der Schnee neue Anforderungen an das Dach. Schuld daran ist weniger ein Zunehmen des Schneefalls selbst, Probleme bereitet eher die erhöhte Last durch Nassschnee. Darunter versteht man Schnee mit einem hohen Wasseranteil, der bei Temperaturen um oder leicht über null Grad fällt. Eine Situation, die bei dem derzeit unstetigen Klima mit einem schnellen Wechsel von frostiger Luft und Tauwetter fast schon der Normalfall im Winter ist. Dabei ist Nassschnee viermal so schwer wie Pulverschnee und bringt damit gute 40 Kilogramm auf jeden Quadratmeter der Dachfläche.

Statiker empfehlen daher, die Richtwerte für die Schneelast, die momentan zwischen 50 und 70 Kilogramm pro Quadratmeter liegen, merklich anzuheben. Wer in einem schneereichen Gebiet lebt, mag sich ruhig einmal mit einem Architekten beraten. Egal ob es um einen Neu- oder Bestandsbau geht. Er kann beurteilen, inwieweit Dach und Dachstuhl den neuen Herausforderungen gewachsen sind. Doch bei aller baulicher Vorsorge sollte man bei anhaltendem Schneefall überlegen, das Dach beizeiten von der weißen Pracht zu befreien. Schon um eine Gefährdung von Personen auszuschließen.

Sturm

Mit Regen und Schnee hat ein Haus schon eine Menge auszuhalten. Doch die mit Abstand beeindruckendste Naturgewalt ist freilich der Sturm. Sicher erinnern Sie sich noch an den Orkan Kyrill, der mit verheerender Wirkung über Europa zog und tagelang durch die Medien tobte. Allein die deutschen Versicherungen kostete dieses Ereignis vermutlich 350 Millionen Euro. Inwieweit wir mit solchen Extremen zukünftig verstärkt rechnen müssen, wird noch untersucht. „Die Vorhersage der Windschwere ist äußerst schwierig“, so Horst-Peter Schettler-Köhler vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. „Auch der Deutsche Wetterdienst tut sich damit nicht leicht. Momentan wird noch das Instrumentarium für solche Prognosen angepasst.“

Dennoch hat man schon vor längerem reagiert. So wird die Dacheindeckung heute ausnahmslos geklammert. Das war vor etwa 20 Jahren noch nicht üblich. Dass man alte Erfahrung im Hausbau auch überregional nutzen kann, hat sich ebenfalls herumgesprochen. So baut man in den Sturmreichen Küstenregionen beispielsweise mit einem geringen Dachüberstand, um den Wind wenig Angriffsfläche zu bieten. Eine folkloristische Eigenart, die man wohl bald auch im Binnenland antreffen wird. Und wer bei der Tragwerkberechnung stärkere Windlasten berücksichtigt, als bislang üblich, kann damit nicht so viel verkehrt machen.

Beim Eindeckmaterial hat sich eine Reihe von althergebrachten und neuen Stoffen bewährt. Kleiner Hinweis bei der Auswahl: Dachsteine sind schwerer als Tonziegel und halten daher eine ordentliche Bö aus. Im Unterschied zu letzteren bestehen sie im Wesentlichen aus Zement. Und wenn Sie es besonders widerstandsfähig und langlebig wünschen, dann ziehen Sie ein Aluminiumdach in Erwägung. Doch egal, für was Sie sich entscheiden: Eindeckung und Dachstuhl müssen regelmäßig, am besten jährlich, von einem Fachmann gecheckt werden. Wer sein Haus richtig sicher machen möchte, darf nicht nur die Statik betrachten. So ist ein Sonnenschutz vor dem Fenster zwar sehr effektiv und schützt das Innere vor sommerlicher Überhitzung. Er ist aber auch extrem sturmgefährdet.

Als Alternative kann man bereits in der Planungsphase seines Heimes den Sonnenstand und Lichteinfall von einem Architekten analysieren lassen. Oft hilft schon eine leichte Drehung des Hauses. Auch schattenspendende Bäume können das Anbringen von Außenjalousien erübrigen. Doch Achtung! Natürlich müssen es standfeste Arten sein. Und sie sollten nicht in der Hauptwindrichtung stehen, in Deutschland meist Nordwesten. Auch müssen bereits stehende Bäume regelmäßig auf Schäden untersucht werden. Bedenkliche Exemplare fällen! Sonst finden sich diese beim nächsten Besuch von Kyrills Familie im Wohnzimmer wieder.

Versicherung

Trotz aller Umsicht bei der Planung und beim Bau: Passieren kann immer etwas. Wer dann versichert ist, scheint fein raus. Doch Obacht! Schauen Sie sich Ihre Police einmal genau an! Die vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer, verursachen auch Schäden, die durch die meisten Versicherungen nicht gedeckt werden. Zu diesen sogenannten Elementarschäden gehören Orkane und Erdbeben, Hagel und Schnee. In der Branche gelten sie als schwer kalkulierbar. Ob und wieweit sie Bestandteil der Hausratversicherung sind, ist auch stark regional bedingt. So sind Ausschlussklauseln für Überschwemmungen in und um Passau üblich. Aber auch Andernorts kann man leicht auf den enormen Kosten sitzen bleiben, wenn Starkregen einmal Hochwasser, Rückstau und Schlammlawinen verursacht, und damit Schäden an Haus und Hausrat.

Das Wetter bleibt uns

Einige Visionen malen eine recht düstere Zukunft, in der Extremwetterereignisse zum Alltag gehören werden. Andere mahnen zur Umsicht bei der Beurteilung der Statistiken. Letztlich ist nichts so unsicher wie eine Prognose. Doch sei es, wie es ist, mit einem werden wir immer rechnen müssen: mit dem Wetter. Und wer sein Haus nicht nur für laue Sommernächte plant, hat wohl gebaut. Dabei muss man das Rad nicht immer neu erfinden. Alle Architekten und auch die Fertighausbranche sind sich einig, dass die herkömmlichen Bauweisen – Stein auf Stein oder Holzblockbau – sich allen Witterungsverhältnissen gerecht zeigen und zeigen werden. Wir müssen nicht in Bunkern wohnen.

Diesen Artikel verfasste Sina Koall für das greenhome Magazin

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Eine Antwort

  1. lara esser sagt:

    vooooooooooooooooooooooooooooooool spanend

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