Natürlich dämmen

Bild: iStockphoto/skynesher

Das Thema Ökologie sollte nicht bei der Gebäudedämmung enden – im Gegenteil: Natürliche Dämmstoffe verhelfen zu einem angenehmen Raumklima und punkten gleichzeitig hinsichtlich der Nachhaltigkeit.

Im Winter ein kuschlig warmes Zuhause, im Sommer ein angenehm kühles Klima in den eigenen vier Wänden – und das bei niedrigen Heiz- und Energie-kosten: Die Vorteile einer guten Gebäudedämmung sind längst bekannt. Aber die Auswahl des passenden Dämmstoffs will gut durchdacht sein. Das richtige Material sollte nicht nur seinen Zweck möglichst effektiv erfüllen, sondern auch nachhaltig und wohngesund sein – das wünschen sich immer mehr umweltbewusste Hausbauer.

Anforderungen an ökologische Dämmmaterialien

Für ökologische beziehungsweise natürliche Dämmstoffe gibt es keine einheitliche Definition und es existiert auch kein allgemeines Prüfzeichen. Verschiedene Gütesiegel können allerdings bei der Auswahl helfen, zum Beispiel der Blaue Engel und das Natureplus-Label. Sie setzen gewisse Standards hinsichtlich Umwelt und Gesundheit.

Grundsätzlich sollten ökologische Dämmstoffe eine positive Ökobilanz aufweisen, wie beispielsweise der natürliche Wandbaustoff Kalksandstein von KS*, der mit kurzen Transportwegen und geringer Primärenergie daherkommt. Naturfaserdämmstoffe bestehen laut dem Leitfaden Dämmstoffe 3.0 des Bauzentrums der Landeshauptstadt München in der Regel zum größten Teil, meist zu mehr als 80 Prozent, aus natürlichen Fasern nachwachsender Rohstoffe. Im besten Fall werden diese hierzulande angebaut, sodass die Transportwege kurz sind.

Ökologische Dämmstoffe werden meist umweltschonend angebaut. Für die Produktion sollte nicht viel Energie benötigt werden und der CO2-Ausstoß niedrig sein. Natürliche Dämmstoffe aus Pflanzen können teilweise sogar zum Klimaschutz beitragen, weil sie weiterhin das in den Pflanzen gespeicherte CO2 enthalten und dieses erst abgeben, wenn sie entsorgt und verbrannt werden.

Apropos Entsorgung: Natürlich sollen später keine umweltschädlichen Reste entstehen. Ökologische Dämmstoffe sind meist recycel- oder sogar kompostierbar, wie beispielsweise die nicht-brennbaren Unipor-Ziegel zur Dämmung. Das Dämmmaterial sollte wohngesund sein, also keine Schadstoffe enthalten, die mit der Raumluft eingeatmet werden.

Glücklicherweise brauchen sich natürliche Dämmstoffe nicht hinter konventionellen zu verstecken, die Auswahl ist heute sehr groß und erfüllt hohe Anforderungen. Ein großer Vorteil von natürlichen Dämmstoffen ist, dass sie besonders im Sommer ein sehr angenehmes Klima schaffen. Die Räume werden effektiv vor einer Überhitzung geschützt.

Wenn die wärmedämmende Wirkung ökologischer Dämmstoffe im Winter nicht an die Werte konventioneller Materialien heranreicht, können Sie dies oft beispielsweise durch eine dickere Dämmstoffschicht ausgleichen. Zu beachten ist auch, dass es sinnvoll sein kann, die natürlichen Dämmstoffe vorbeugend vor Schädlingen zu schützen, zum Beispiel durch mechanische Barrieren wie maussichere Gitter.

Zukunftsfähig: Holzfaserdämmung ist auch im Einblasverfahren möglich, beispielsweise bei der Sanierung der obersten Geschossdecke.

Bild: Brönnecke

Vielen natürlichen Dämmstoffen werden Zusatzstoffe und Bindemittel beigefügt, zum Beispiel um den Brandschutz zu erhöhen. „Manche dieser Stoffe sind natürliche Bestandteile, einige sind auf synthetischer Basis hergestellt und innerhalb der Naturbaustoff-Branche sehr umstritten“, so das Bauzentrum München. Deshalb ist es sinnvoll, das jeweilige Material und die enthaltenen Stoffe genauer unter die Lupe zu nehmen. Zur Innendämmung von Wänden eignet sich zum Beispiel auch Kalziumsilikat, wie beispielsweise als Innenwandplatte von Sakret, die laut Hersteller keine Schadstoffe enthält. Informationen zu Zusatzstoffen hierzu bietet beispielsweise das Umweltbundesamt, ansonsten sollten Sie die Angaben des Herstellers beachten oder ein professionelles Unternehmen um Rat fragen. Das ist sowieso Voraussetzung für eine gute, langlebige, nachhaltige und wohngesunde Gebäudedämmung – die sorgfältige Planung, Produktauswahl, Verarbeitung und Instandsetzung ist von großer Bedeutung. Sie sollten hier immer einem professionellen Fachbetrieb vertrauen, dann steht der erfolgreichen Umsetzung einer ökologischen Dämmung nichts im Wege.

Natürliche Dämmmaterialien

Hier stellen wir Ihnen einige der beliebtesten und gängigsten ökologischen Dämmstoffe vor – der passende für Ihr Projekt ist bestimmt auch dabei!

Blähton: Aus den nahezu unbegrenzt vorhanden Rohstoffen Ton und Schiefer wird Blähton hergestellt. Er ist nicht brennbar, sodass keine Flammschutzmittel notwendig sind, und außerdem recycelbar.

Flachs: Die Pflanze, die auch als Lein bekannt ist, wird hierzulande angebaut und ist ein Produkt aus heimischer Landwirtschaft. Als nachhaltiges Dämmmaterial zeichnet er sich durch Diffusionsoffenheit sowie gute Wärmedämmung aus, außerdem ist er weitestgehend schimmel- und schädlingsresistent.

Hanf: Die Nutzpflanze stammt überwiegend aus deutschem Anbau und wird mit geringem Energieaufwand produziert. Diffusionsoffenheit und gute Wärme- dämmung sind weitere Vorteile.

Holzfaser: Das Dämmmaterial wird meist aus Holzabfällen hergestellt, wirkt klimaregulierend und bietet einen guten Schall- und Hitzeschutz. Es sind auch trittschalldämmende Holz-

faserplatten wie beispielsweise von Knauf erhältlich, die unter Estrichen eingesetzt werden. Weitere Informationen zum Thema Dämmen mit Holzfasern bietet übrigens der Verband Holzfaser Dämmstoffe (VHD) auf seiner Webseite.

Jute: Ebenfalls ein Abfallprodukt ist Jute: Aus ehemaligen Jutesäcken für Kakao- und Kaffeebohnen wird das Dämmmaterial hergestellt. Seine gute Wärmedämmung, Hitzeschutz sowie guter Schallschutz sprechen für sich.

Perlite: Ausgangsstoff des Dämmmaterials Perlite ist Silikatgestein vulkanischen Ursprungs, das beinahe unbegrenzt vorhanden und zudem nicht brennbar ist. Es ist frei von Schadstoffen und kann wiederverwertet werden.

Seegras: Trotz teils langer Transportwege eignet sich Seegras sehr gut als nachhaltiger Dämmstoff. Die Meerespflanze wird in Form von Kugeln in großen Mengen an die Strände gespült und gilt hier als lästiger Abfall. Seegras hat sehr gute dämmende Eigenschaften und ist zudem ohne jegliche chemische Zusätze brandhemmend und schimmelresistent.

Zellulose: Neben guten Wärmedämmeigenschaften und sehr guter Feuchtigkeitsregulierung zeichnet sich Zellulose vor allem dadurch aus, dass es ein Abfallprodukt ist: Das Material besteht aus zerfasertem Altpapier von Zeitungskiosken. Der Energiebedarf bei der Herstellung ist sehr gering. Erhältlich zum Beispiel als lose Dämmflocken zum Einblasen, wie beispielsweise von Homatherm. Auch CWA bietet mit Climacell eine Zellulosedämmung, aus der nach Verwendung als Dämmstoff sogar wieder Neupapier hergestellt werden kann.

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