Heizkosten im Gleichgewicht

Beim Heizen und Lüften kann man viel verkehrt machen und dabei jede Menge Geld verschwenden. Einige einfache Ticks helfen, die eigenen vier Wände wohnlich warm zu halten und Kosten zu sparen.

Der Winter hält Einzug und die Tage werden wieder kürzer und kälter. Für die meisten von uns ist das ein unangenehmer Gedanke, vor allem in Zeiten explodierender Energiekosten. Denn angesichts der immer weiter steigenden Preise für Wärme gleicht der Griff zum Heizregler für viele schnell einem Griff ins Portemonnaie. Die Kosten für Heizenergie haben sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Fast zwei Drittel des Energieverbrauchs in deutschen Haushalten gehen alleine für die gewünschte Raumtemperatur drauf.

Der Europäische Verband der Energie- und Umweltschutzberater, kurz EVEU e.V. hat eine Checkliste mit Tipps erarbeitet, wie man durch richtiges Heizen und Lüften Energie und damit viel Geld sparen kann. Zudem wird die Bausubstanz von Haus oder  Wohnung geschützt. Und nicht nur das: Die Praxistipps der Energieberater sorgen für ein gesundes Wohnklima und fördern damit entscheidend die Behaglichkeit in den eigenen vier Wänden. „Durch die sehr hohen Heizkosten wird vielfach extrem sparsam geheizt und gelüftet“, kritisiert EVEU-Geschäftsführer Franz Sedlmeier. Übertriebenes Heizenergiesparen könne jedoch schnell Energieverschwendung zur Folge haben.

„Wenn die Außenwände zu kalt und feucht sind, entweicht die teure Wärme bis zu dreimal so schnell nach außen wie bei einer trockenen Wand“, warnt der Energieberater. Besonders gefährdet seien Neubauten und sanierte Wohnungen und Häuser. „Für eine Dauerlüftung sorgten in Altbauten noch undichte Fensterfugen“, weiß Berater Sedlmeier. Überschüssige Feuchtigkeit wurde als Schwitzwasser an den einfach verglasten Scheiben entsorgt. „Heute müssen wir aktiv etwas für ein angenehmes, gesundes und dabei werterhaltendes Raumklima in unseren Wohnungen tun“, fordert Franz Sedlmeier.

Temperatur und Luftfeuchtigkeit
„Wir raten zu einer Normraumtemperatur von 20 Grad bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent“, sagt der Energieberater. Dei Temperatur und die Feuchtigkeit während der Benutzung sollten sich um diese Werte bewegen. Grundsätzlich gilt: Je wärmer die Luft , desto mehr Feuchtigkeit kann auch aufgenommen werden, je kälter, desto weniger.

Richtig heizen
Alle Räume sollten ausreichend und möglichst kontinuierlich und konstant geheizt werden. „Dies gilt auch für Räume, die Sie nicht ständig benutzen oder in denen Sie eine niedrigere Temperatur wünschen, wie zum Beispiel in Schlafräumen“, erklärt Franz Sedlmeier und warnt vor oft gesehenen Fehlern aus der Praxis: „Bei unseren Energieberatungen stellen wir immer wieder fest, dass die Bewohner alle Innentüren im Haus oder in der Wohnung offen haben, im Wohnzimmer die Heizung voll aufgedreht ist und im Schlafzimmer – weil man es dort ja kühler haben möchte – das Fenster den ganzen Tag gekippt ist“, berichtet Sedlmeier. Dadurch geht nicht nur Energie verloren, auch die Bausubstanz leidet. Der Expertentipp daher: „Halten Sie die Türen zu weniger beheizten Zimmern stets geschlossen. Mit der wärmeren Luft aus Nebenräumen kann ansonsten zu viel Feuchtigkeit eindringen, die beim Abkühlen der Luft dann als Kondensat ausfallen kann“, bekräftigt Franz Sedlmeier. Und Achtung: Finger weg von der Heizung beim Verlassen der Wohnung! Durch das Abdrehen der Heizung und periodisches Aufheizen sinkt das Wärme- rückhaltevermögen und das Wiederaufheizen erfordert zudem einen höheren Energieaufwand.

Nachts heizen
Die Ausnahme vom Gebot einer konstanten Heizleistung: Nachts kann man die Raumtemperatut etwas verringern. „Ein Griff an das Thermostatventil genügt. Oder Sie stellen die Temperaturabsenkung gleich über Ihren Heizungsregler ein“, rät Energieberater Sedlmeier. Aber auch hier gilt es laut Energieberater, mit Bedacht und Augenmaß vorzugehen: „Lassen Sie die Temperatur im Haus nicht zu weit abfallen. Das Aufheizen am nächsten Morgen kostet mehr Energie als Sie sich durch die Abschaltung nachts sparen.“

Möbel richtig im Haus platzieren
Um die Wärme konstant und richtig dosiert abgeben zu können müssen die Thermostatventile der Heizkörper die Raumtemperatur fühlen können. Doch auch hier beobachten Energieberater immer wieder kleine Versäumnisse mit großen negativen Auswiirkungen. „Achten Sie darauf, dass die Heizkörper frei zugänglich und nicht von Möbeln, dicken Gardinen oder Verkleidungen verdeckt sind. Ansonsten wird die Wärmeabgabe der Heizkörper behindert und weniger Wärme in den Raum abgegeben. Das Thermostatventil muss dann weiter geöffnet werden, um die gewünschte Raumwärme zu erreichen“, erklärt Energieberater Sedlmeier.

Richtig lüften
„Noch problematischer als das Thema Heizen ist in der Praxis das Thema Lüften. Hier wird am meisten falsch gemacht und am meisten Energie und damit bares Geld im wahrsten Sinne des Wortes zum Fenster rausgeworfen“, weiß Franz Sedlmeier. Der Energieberater erklärt, wie es richtig funktioniert:  „Kurzes Stoßlüften bei weit geöffneten Fenstern und geschlossenem Heizkörperventil sorgt für frische Luft und geringe Energieverluste. Dabei sollte eine Durchzugswirkung durch alle Räume angestrebt werden. Bei normalem Gebrauch sollte ein rund 0,5- bis 0,8-facher Luftwechsel des Raumluftvolumens pro Stunde erfolgen“, fordert Sedlmeier. Das bedeutet, dass im Zeitraum von ein bis zwei Stunden die komplette Raumluft gewechselt werden muss, damit feuchte, mit Kohlendioxid angereicherte Luft gegen trockene, sauerstoffreiche Luft ausgetauscht werden kann. „Lüften erfolgt zudem aus hygienischen Gründen, um Wohnraumgerüche abzuführen“, ergänzt der Experte.

Heizung aus bei offenem Fenster
Eigentlich selbstverständlich und doch oft nicht beachtet: „Ist das Thermostatventil des Heizkörpers beim Lüften geöffnet, wird unnötige Wärme nach außen verheizt. Ist das Fenster nach dem Stoßlüften wieder geschlossen, können Sie das Ventil wieder öffnen“, erklärt Franz Sedlmeier.
gekippte Fenster vermeiden Unter den Top 3 der Energiespartipps und gleichzeitig unter den Top 3 der am häufigsten beobachteten Fehler steht nach Erfahrung des Energieberaters das Thema gekippte Fenster. „Vermeiden Sie Dauerlüften während der Heizperiode. Sie erhöhen den Energieverbrauch und ihre Heizkosten drastisch, wenn Fenster über längere Zeit oder immer gekippt bleiben“, weiß Franz Sedlmeier. Gekippte Fensterflügel verursachen ein Mehrfaches an Wärmeverlusten gegenüber einer gezielten Stoßlüftung und führen zum Auskühlen der angrenzenden Bauteile. „Ein über Nacht gekipptes Fenster im Schlafzimmer sollte zumindest tagsüber geschlossen bleiben“, fordert der Energieberater.

Luftfeuchtigkeit sofort raus
Beim Kochen oder Duschen, aber auch beim Waschen, Bügeln und Gießen entstehen größere Wasserdampfmengen, die durch gezieltes Lüften der betreffenden Räume sofort nach außen abgeführt werden sollten. Auch hier rät der Energieberater: „Die Türen zu anderen Räumen sollten zudem geschlossen bleiben, damit sich der Wasserdampf nicht in der gesamten Wohnung ausbreiten kann.“ Im Winter sollte man verstärkt elektrische Lüfter wie Dunstabzug oder Badlüfter nutzen. Das Trocknen von Wäsche in den Wohnräumen gilt es zu vermeiden.

Luftzirkulation
Dieser Energieberatertipp schützt vor Schimmel: „An den Außenwänden sollten Sie möglichst wenig und nicht auf großen Flächen möblieren. Große Möbelstücke mindestens fünf, besser zehn Zentimeter von der Wand abrücken. Zwischen Wand und Möbel kann die erforderliche Luftzirkulation sonst erliegen“, warnt Franz Sedlmeier.

Schimmel im Haus bekämpfen
Und was tun, wenn doch einmal Schimmel auftritt? „Schimmelbildung ist eine Folge von ungeeigneten raumklimatischen Verhältnissen – meist hohem Feuchtigkeitsanfall und zu geringer Temperatur. Tritt Schimmelbildung auf, sind die Raumklimabedingungen und die Bauausführungen zu prüfen. Ein Energieberater berät Sie gerne“, weiß der Profi.

Gelassen mit guter Beratung
Damit es erst gar nicht zu Problemen wie Schimmelbefall kommt, lohnt sich der Einsatz eines fachkundigen Energieberaters. „Ein Energieberater zeigt Ihnen, wie sie mit kostengünstigen Maßnahmen, etwa mit dem Abdichten von Fenstern und Eingangstüren oder einer Dämmung von Dach und Kellerdecke, viel Energie und Geld sparen können“, so Franz Sedlmeier. Unterstützung bei der Suche nach einem qualifizierten Energieberater gibt es zum Beispiel auf der Homepage des Europäischen Verbands der Energie- und Umweltschutzberater e.V. unter www.eveu.de

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