Grauwasser aufbereiten – so gehts

Sauberes Trinkwasser ist auch in Deutschland bereits ein teures Gut geworden. Viel zu schade, um es einfach die Toilette hinunterzuspülen. Grund genug, um über ein zeitgemäßes Wassermanagement daheim nachzudenken.

Noch besteht hierzulande kein Grund zur Panik. Nach einstimmiger Expertenmeinung sind unsere Grundwasserbestände aus- reichend, um die Versorgung mit Trinkwasser auf absehbare Zeit sicherzustellen. Doch der Spiegel sinkt stetig und merklich. Schuld daran sind nicht die heißen Sommer, sondern vielmehr die zunehmende Versiegelung großer Flächen durch Überbauung. Obwohl die Niederschlagsmenge jährlich steigt, gelangt immer weniger Regen in den Boden, um so unsere wichtigste Frischwasserreserve aufzufüllen.

Ein weiteres Problem stellt die Verschmutzung der Abwässer durch Industrie und Landwirtschaft dar; sie ist trotz aller Bemühungen noch zu hoch. Die Aufbereitung der Abwässer zu Trinkwasser ist aufwendig und kostenintensiv. Und dieser Preis wird natürlich an den Verbraucher weitergegeben. Mittlerweile zahlt mancher Bürger mehr für Wasser als für Strom. Dabei schwanken die Gebühren für Trink- und Abwasser bundesweit sehr stark. Nimmt man beides zusammen, so liegt der Obolus momentan zwischen etwa 3 bis 8 Euro pro Kubikmeter, je nach Region. Und wer im Sommer traurig auf seinen ausgetrockneten Garten schauen muss, weil in seiner Gemeinde ein Bewässerungsverbot gilt, wird spätestens jetzt über Möglichkeiten nachdenken, mit der Ressource Wasser deutlich sparsamer umzugehen.

Grauwasser recyceln
Ein Weg dorthin ist das Sammeln und Aufbereiten von Regenwasser. Das Verfahren gilt als technisch ausgereift und hat sich seit langem etabliert. Das Ergebnis ist eine Wasserqualität, die nicht nur zum gießen der Blumen ausreicht. Und der Lohn ist gleich doppelt. Denn man spart sowohl bei den Trinkwasser- als auch bei den Abwassergebühren. Wer aber auf den Segen von oben nicht warten will oder kann, findet eine interessante Alternative in dem Recycling von Grauwasser. Der Begriff mag düster anmuten. Gemeint ist damit schlichtweg das häusliche Abwasser, das beim Baden, Duschen und Händewaschen anfällt. Bedingt auch das Abwasser aus der Waschmaschine. Es ist wenig belastet und kann mit einer einfachen Anlage – einem Miniaturklärwerk – wieder in sauberes Betriebswasser verwandelt werden. Nicht geeignet ist jedoch das, was in der Küche anfällt, einschließlich des Ablaufs der Geschirrspülmaschine. Lebensmittelreste und Fette verursachen hier eine deftige Belastung mit Keimen. Es ist zwar technisch machbar, auch diese Brühe wieder klar zubekommen. Doch der Aufwand wäre für den häuslichen Einsatz zu groß. Auch so kommt einiges an Schmuddelwasser zusam- men. Und das kann sich nach erfolgter Behandlung unbedingt se-hen lassen. Es ist hygienisch unbedenklich, geruchsfrei und lässt sich so bis zur Verwendung speichern. Man kann es im Haushalt überall dort einsetzen, wo keine Trinkwasserqualität erforderlich ist: für die Toilettenspülung, die Gartenbewässerung und den Hausputz. Das einfache Prinzip: mit dem guten Wasser erst duschen, dann das Klo spülen. Doppelt genutzt und doppelt gespart! Die meisten Hersteller garantieren, dass das Betriebswasser aus ihren Anlagen den EU-Richtlinien für Badegewässer entspricht. Damit ist es auch bedenkenlos zum Einsatz in der Waschmaschine geeignet. Untersuchungen haben gezeigt, dass mit aufbereitetem Grauwasser gewaschene Wäsche nach dem Trocknen keine höhere Belastung mit Keimen aufwies als mit Trinkwasser gewaschene. Wie bei Regenwasser: Auch für die anderen Anwendungen haben sich keine Probleme ergeben.

Grauwasser vs. Regenwasser?
Es regnet nicht immer. Gerade in den heißen Sommermonaten, wenn man die Pflanzen dringend gießen muss, bleibt der nötige Niederschlag gerne aus. Zudem hängt die Effektivität einer Regenwassersammelanlage letztlich von der zur Verfügung stehenden Auffang-(Dach-)fläche ab. Auch Dachneigung und Eindeckmaterial beeinflussen Menge und Güte des gesammelten Regenwassers. Grauwasser fällt dagegen täglich, zu jeder Jahreszeit und in konstanter Menge an. Egal unter was für einem Dach man lebt.

Daher entfallen hier die großen Sammeltanks, um das wertvolle Nass zu bevorraten. Die „stille Reserve“ wird ebenfalls überflüssig, sonst ein wichtiger Faktor bei der Berechnung der Zisternengröße. Somit sind Recyclingsysteme auch für Etagenwohnungen geeignet. Wie viel Wasser – und damit bares Geld – tatsächlich eingespart werden kann, hängt natürlich sehr von den ganz persönlichen Gewohnheiten der Bewohner eines Hauses, und von den Preisen ab. Experten rechnen mit 240 bis 640 Euro im Jahr je Person. Geht man davon aus, dass jeder von uns täglich 129 Liter Wasser verbraucht, ist das jedoch keinesfalls der höchste Ansatz. Aber vielleicht der realistischste.

Ökonomisch kein Renner
Doch bevor das der Haushaltskasse wirklich zugute- kommt, heißt es zu investieren. Wer sein Familiendomizil zu einer Wassersparoase machen möchte, muss gut 5.000 Euro auf den Tisch legen. Die Anschaffung amortisiert sich also erst langfristig. Übrigens sieht die Rechnung bei einer Regenwasseranlage ähnlich aus. Zumindest, wenn auch sie Betriebswasser für den häuslichen Gebrauch bereitstellen soll. Ihre Popularität zeigt jedoch, dass Viele bereits eines erkannt haben: Was ökonomisch noch nicht der Renner ist, macht ökologisch unbedingt Sinn. Der sorgfältige Umgang mit unseren knapper werdenden Ressourcen und die Entlastung der Umwelt stehen im Vordergrund.

Wirtschaftlich rentabel sind Grauwasseranlagen zurzeit ab einer Bewohnerzahl von 30 bis 60 Personen. Mit großem Erfolg werden sie bereits in Hotels, Studentenwohnheimen und Behörden eingesetzt. Lassen Sie sich aber nicht entmutigen! Wer sein Heim für mehrere Generationen baut oder mit Freunden das Doppelhaus plant, für den sieht die Rechnung günstiger aus. Und beides liegt ja im Trend. Gleiches gilt für jene, die einen großen Garten in einer eher niederschlagsarmen Region haben. Ein weiterer Punkt ist die Preisentwicklung bei unserem Lebensmittel Nummer eins. Es kann nur teurer werden.
Um Grauwasser zu nutzen benötigt man eine separate Leitung, die den kostbaren Tropfen aus der Badewanne, Dusche und dem Handwaschbecken der Aufbe- reitungsanlage zuführt. Die Installation kann bei einem Bestandsgebäude recht aufwendig und teuer sein. Bei einem Neubau oder einer Grundsanierung gestalten sich die Kosten mit 400 bis 600 Euro dafür recht überschaubar. Die übrigen Abwässer werden wie üblich in die Kanalisation geleitet.

Förderung möglich
Bei all den Investitionen gibt es einen Lichtblick. Viele Bundesländer fördern die gute Tat finanziell, wenn auch recht unterschiedlich. Hamburg gibt beispielsweise 1.500 Euro dazu. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) kann derartige Bauvorhaben ebenfalls durch zinsgünstige Darlehen fördern. Eine Anfrage lohnt sich unbedingt.
Kernstück jeder Recyclinganlage ist das Mini-Klärwerk. Für Einfamilienhäuser gibt es kleine Kompaktanlagen aus Sammelbehälter, Filter und Pumpe ab einer Kapazität von 300 Liter pro Tag. Die Aufstellung erfolgt am sinnvollsten im Keller. Falls das nicht möglich ist, bekommt man Modelle, die man im Garten eingraben kann.

Die eigentliche Reinigung erfolgt bei allen Herstellern nach dem gleichen Prinzip. Und zwar in drei Stufen, mechanisch und biologisch, ganz ohne Chemie. In der ersten Stufe werden die groben Schmutzanteile wie Haare und Textilflusen ausgefiltert. Beispielsweise durch rotierende Keramikscheiben. Einige Hersteller verwenden hier Membranplatten mit einer Porengröße von 0,00005 Millimeter. Zum Vergleich: Bakterien haben eine Größe von etwa 0,001 Millimeter. Die kleinen Dickerchen haben also keine Chance hindurch zu kommen. Die dabei anfallenden Rückstände werden selbsttätig in die Kanalisation ausgespült. Die biologische Reinigung erfolgt in Stufe zwei. Mikroorganismen bauen dabei unter Zufuhr von Luftsauerstoff die gelösten Stoffe ab. Diese Biokulturen müssen sich zunächst bilden. Das bedeutet: Nach der Inbetriebnahme muss man bis zu 14 Tage warten. Danach läuft aber alles rund. Bei dem natürlichen Abbauprozess entstehen Sedimente. Sie werden ebenfalls automatisch abgeleitet. Das so geklärte Wasser bekommt abschließend eine Bestrahlung mit UV-Licht, das die verbliebenen Keime unschädlich macht.

Kombination beider Systeme
Die meisten Anlagen speisen von selbst Trinkwasser nach, falls der Stand im Speicher unter ein bestimmtes Niveau sinkt. Die Klospülung bleibt damit immer einsatzbereit. Auf dem Markt gibt es bereits Systeme, die bei Bedarf oder zusätzlich auch Regenwasser nutzen. Praktisch, wenn nicht genügend Grauwasser anfällt. Und das Einspar- potenzial kann so auf 50 Prozemt gesteigert werden. Dem privaten Doppelnutzer wird eine ausgereifte und bewährte Technologie geboten. Zudem sind die Anlagen langlebig (bis zu fünf Jahre Garantie sind üblich) und wartungsarm. Eine Inspektion sollte alle ein bis zwei Jahre erfolgen. Die intelligenten Modelle zeigen ihren Bedarf sogar selbst an. Werden Membranen verwendet, sind diese alle ein bis drei Jahre zu reinigen oder auszutauschen.

Die technische Entwicklung ist damit aber lange noch nicht zu Ende. Der neueste Stand: Grauwasserrecyclinganlagen mit Wärmerückgewinnung. Dabei wird dem Ablauf aus dem Bad die Restwärme entzogen und der Heizung zugeführt. Für den engagierten Hausbesitzer zugegebenermaßen noch Utopie. In größeren Wohneinheiten wird dies aber bereits mit ökologischem Erfolg umgesetzt. Und es spart nicht nur Heizkosten. Neben der Schonung der Wasserressourcen wird durch die Verringerung des Heizenergiebedarfs auch ein Beitrag zur Reduzierung des Klimakillers CO₂ geleistet. Wir dürfen also gespannt sein, was die Zukunft noch bringt.

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