Gesünder wohnen im Smart Home

Ein intelligentes Zuhause hebt den Wohnkomfort auf ein neues Niveau. Gleichzeitig herrscht die Furcht, Dass Seine Funkstrahlen der Gesundheit schaden könnten. Doch wie begründet ist diese Angst? Oder ist ein Smart Home vielleicht sogar gesünder als ein konventionelles Haus?

In einem Smart Home lässt es sich komfortabler und gesünder wohnen als in einem konventionellen Haus – so das Versprechen der Smart-Home-Anbieter. Und in der Tat, eine intelligente Heizungssteuerung sorgt dafür, dass immer angenehme Temperaturen herrschen. Vernetzte Sensoren erkennen, wenn die Luft zu feucht oder die Kohlendioxidkonzentration zu hoch ist, damit Sie rechtzeitig lüften können. Oder das Smart Home nimmt Ihnen diese Aufgabe gleich ab, indem es die Fenster selbst öffnet oder die Lüftung in Gang setzt.

Es grassiert jedoch zugleich die Angst, dass durch ein Smart Home der Elektrosmog im Zuhause zunimmt. Vor allem durch Lösungen, bei denen Wandschalter, Fensterkontakte, Raumthermostate und Rauchmelder per Funk miteinander kommunizieren. Diese elektromagnetischen Felder sollen negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, so die Befürchtung.

„Wissenschaftliche Studien haben bislang nicht bewiesen, dass elektromagnetische Strahlung für den Menschen schädlich ist“, erklärt Dr. Michael Krödel, Professor für Gebäudeautomation und -technik an der Hochschule Rosenheim. „Jedoch ist auch nicht das Gegenteil bewiesen: dass Funkstrahlen für den Menschen unschädlich sind.“ Es gebe jedoch Studien, die zeigen, dass Funkstrahlen bei Mäusen Stress und Schlafstörungen hervorrufen.

Grundsätzlich ist es also besser, Funkstrahlen im Haus zu minimieren als sich ihnen unbedarft auszusetzen. Doch was sind diese Strahlen überhaupt?

Der Ursprung von Funkstrahlen
Krödel erklärt: „Grundsätzlich gibt es elektrische und magnetische Felder.“ Elektrische Felder entstehen, wenn eine Spannungsdifferenz zwischen zwei Leitern existiert. Ein typisches Beispiel dafür ist ein Stromkabel, in dem es zwischen der stromführenden Phase und dem Neutralleiter eine Spannungsdifferenz von 230 Volt gibt. Deshalb erzeugen Stromkabel und Steckdosen selbst dann ein elektrisches Feld, wenn kein Verbraucher eingeschaltet ist.

Ein magnetisches Feld entsteht, wenn durch einen Leiter, zum Beispiel durch ein Stromkabel, Strom fließt. Je größer die Stromstärke, desto größer ist auch das magnetische Feld. Geräte, die besonders viel Strom benötigen, erzeugen deshalb besonders viel magnetische Strahlung, zum Beispiel ein Bügeleisen oder ein Herd. Im Hochfrequenzbereich über 1 MegaHertz (MHz), in dem Smart-Home-Systeme funken, wird die magnetische und elektrische Strahlung gemeinsam betrachtet und gemessen.

Egal ob elektrische, magnetische oder elektromagnetische Strahlung, sie nimmt mit der Entfernung rasch ab. Aus diesem Grund ist Funkstrahlung hauptsächlich dann gefährlich, wenn man sich direkt neben dem Sender befindet.

So viel strahlt ein Smart Home
Wie groß die hochfrequente elektromagnetische Strahlung von Smart-Home-Systemen ist, hat das unabhängige Prüf- institut ECOLOG im Auftrag der Firma EnOcean durchgeführt. Dafür hat ECOLOG untersucht, wie viel Funkschalter strahlen, die den EnOcean-Standard nutzen. Das Ergebnis: Die Strahlungsdichte eines EnOcean-Funkschalters beträgt in einem Meter Abstand 13 μWatt/m2 und ist damit in einem unbedenklichen Bereich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Schalter nur beim Betätigen kurz für wenige Millisekunden funkt. Im Vergleich dazu beträgt die Strahlung eines konventionellen Lichtschalters rund 1.500 μWatt/m2, also mehr als das Hundertfache.

Gegenüber DECT-Telefonen, WLAN-Routern und Handys ist jedoch auch dieser Wert gering (siehe Tabelle). Bedenklich sind vor allem die Werte von DECT-Telefonen und Handys, da man sie beim Telefonieren direkt ans Ohr hält und sie währenddessen ständig funken.

eQ-3 stellt in seinem Homematic IP-Anwenderhandbuch (Stand Oktober 2018) einen anschaulichen Vergleich zwischen den eigenen Homematic-IP-Komponenten und Handys an: „Ein typisches Mobilfunkgespräch dauert etwa fünf Minuten bei einer durchgängigen Sendeleistung von mindestens 300 mW. Im Vergleich dazu sendet ein Homematic IP Aktor insgesamt ca. 1 Sekunde pro Tag bei 10 mW Leistung.“ Um die Funkbelastung eines fünfminütigen Mobilfunkgesprächs zu erreichen, müsste also über 25 Jahre täglich ein Homematic IP Aktor geschaltet werden. Und dafür müsste sich der Aktor zusätzlich in unmittelbarer Nähe zum Körper befinden, also wie das Handy am Ohr.

Die Ergebnisse der ECOLOG-Studie bezüglich EnOcean lassen sich auf andere Funkstandards übertragen. Wie EnOcean-Komponenten funken andere Smart-Home-Produkte mit geringen Leistungen. Komponenten von innogy SmartHome und eQ-3 Homematic IP senden beispielsweise wie EnOcean-Produkte mit 10 mW, Bluetooth-Low-Energy-Geräte von Eve Systems sollen sich sogar mit einem 1mW begnügen. Etwas höher, aber ebenfalls unbedenklich sind die Funk-Lösungen von Hager und Gira auf KNX-Basis, die mit 25 mW senden. Das ist immer noch weit entfernt von DECT-Telefonen, die mit bis zu 250 mW strahlen und WLAN-Routern, die im Extremfall mit bis zu 1000 mW Telegramme senden.

Dazu kommt, dass Smart-Home-Produkte meist nur für wenigen Millisekunden funken, wenn sie einen Befehl senden oder einen Sensorwert übermitteln. Ansonsten melden sie sich nur hin und wieder bei der Smart-Home-Zentrale, um anzuzeigen, dass sie noch da sind. Das heißt, die meiste Zeit senden Smart-Home-Produkte überhaupt nicht und erzeugen keinerlei Funkstrahlen.

Smart Home im Vorteil
Krödel geht sogar so weit, dass er sagt: „Ein Smart-Home-System produziert weniger Elektrosmog als eine konventionelle Elektroverkabelung.“ Zu dieser Auffassung gelangt er, da sich mit einem Smart Home heimliche Funkstrahler minimieren lassen. Zum einen können Sie auf Funkschalter setzen, die weniger strahlen als gewöhnliche Lichtschalter. Funkschalter brauchen außerdem keine Stromkabel, die ebenfalls Elektrosmog erzeugen. Stattdessen holen sie sich die notwendige Energie von Batterien oder nutzen die Energie, die beim Drücken entsteht.

Krödel hat beispielsweise Messungen in seinem Schlafzimmer durchgeführt und festgestellt, dass das elektrische Feld auf seinem Schlafplatz 20 V/m beträgt. Hauptgrund sind die verlegten Stromkabel. Leider gibt es keinen offiziell einzuhaltenden Schwellwert, aber alles über 10V/m sollte in Anlehnung an die Empfehlungen der TCO, Dachverband der schwedischen Angestellten- und Beamtengewerkschaft, vermieden werden.

Auf dem Schlafplatz seiner Frau konnte Krödel sogar 70 V/m messen. Die Ursache: Eine Steckdose im Raum nebenan. Die Lösung war dabei sehr einfach: Mit einem Smart-Home-Funktaster und einem Unterputz-Aktor schaltet er nachts den Stromkreis schon weit vor dem Bett aus; damit reduziert sich das elektrische Feld auf unter 1 V/m. Alternativ hätte man auch einen Feld-/Netzfreischalter einbauen können – welche Variante man bevorzugt, ist Geschmackssache.

Als besonders große Strahler macht Krödel Handy-Netzteile aus. Krödel ermittelte etwa bei ungeerdeten Netzteilen eine elektrische Feldstärke von 400 V/m. Auch Laptops mit Metallgehäuse können zu starken Strahlern werden, wenn sie über ein ungeerdetes Netzteil am Strom hängen. In einem solchen Fall ergaben die Messungen von Krödel eine Feldstärke von über 1000 V/m.

Bei den magnetischen Feldern im Haushalt sind vor allem Bügeleisen und Elektroherde kritisch. Hier konnte Krödel jeweils rund 1000 Nanotesla (nT) ermitteln, was weit über dem von der TCO empfohlenen Schwellwert von 200 Nanotesla liegt. Da man sich jedoch im Normalfall nicht zu lange bei ihnen aufhält, fällt das weniger stark ins Gewicht.

Elektrosmog minimieren
Es lauern also im Haushalt eine Vielzahl an Elektrosmog-Sündern. Um die Strahlung daheim möglichst gering zu halten, können Sie einige Punkte beachten. Wie das obige Beispiel mit dem Laptop zeigt, sollten Sie ungeerdete Netzteile am besten nur anschließen, wenn sich niemand in der Nähe befindet. Smartphones sollten Sie außerdem nicht am Nachttisch laden. Nicht nur wegen der Handy-strahlung, sondern auch wegen der Strahlung des Netzteils. Und wenn das Handy schon auf dem Nachttisch liegt, sollte Sie es zumindest ausschalten oder den Flugmodus aktivieren. Generell gehören Geräte, die stärker strahlen, nicht an einen Ort, wo sich Personen länger aufhalten – also ins Schlaf-, Wohn-, Kinder- oder Arbeitszimmer. Der ideale Ort für WLAN-Router, Smart-Home-Zentrale und DECT-Telefone ist beispielsweise in einem Durchgangsflur. Um die Strahlen-Belastung des WLAN-Routers weiter zu reduzieren, können Sie häufig eine Zeitschaltung über die Router-Bedienoberfläche anlegen, die das WLAN zu bestimmten Zeiten ausschaltet. Oder Sie deaktivieren das WLAN manuell per Knopfdruck am Router.

Router wie die FRITZ!Box besitzen zusätzlich eine DECT-Basisstation, an die sich DECT-Telefone anlernen lassen. Um die DECT-Strahlung zu senken, können Sie in der FRITZ!Box den Dect Eco-Modus aktivieren, wenn alle verbundenen DECT-Telefone DECT Eco unterstützen. So reduziert die FRITZ!Box die Funkleistung, sobald sich alle Telefone im Standby befinden.

Wer sein Schlafzimmer nachts nicht stromfrei schalten will oder kann, der hat immer noch die Option, geschirmte Stromkabel oder geschirmte Mehrfachsteckdosen zu verwenden, die die Elektrosmog-Belastung reduzieren. So brauchen Sie sich keine Sorgen mehr über Elektrosmog zu machen – vor allem nicht vom Smart Home.

Bilder: Busch-Jaeger, eQ-3, Deutsche Telekom, AVM

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